Einfachere Modelle, bei denen der (Tisch)Anschlag der Säge zum Justieren verdreht werden muss, haben diese Möglichkeit nicht. Dort kann nur der 90° Winkel eingestellt werden und alle (!!) anderen Rastpunkte sind abhängig von der Genauigkeit der Verarbeitung.
Nachteil der Skalenvariante, die Justage ist nicht einfach und ohne entsprechende Hilfsmittel eine extrem langwierige Sache, da sobald die Befestigungsschrauben gelöst sind, die Skala in "alle Richtungen" verschiebbar ist + verändert man eine Position, hat das auch geringe Auswirkungen auf die anderen.
Ich zeige hier eine Methode mit zwei kleinen schnell anzufertigten Hilfsmitteln, welche diese Arbeit deutlich vereinfachen.
Bevor man sofort an seiner neuen Säge anfängt herumzuschrauben, sollte man sich sicher sein, ob eine Justage überhaupt notwendig ist oder der Fehler ggf. an einem selbst liegt.
Gerade bei Gehrungsschnitten erzeugt das Sägeblatt eine Kraft, welche das Werkstück seitlich verschieben will. Deshalb sollte für präzise Ergebnisse immer mit einer Klemme gearbeitet werden.
Weiter ist es wichtig, da eine Kapp-Zugsäge aufgrund der Zugmechanik eine gewisse Weichheit in der Konstruktion besitzt, dass man beim Sägen möglichst nur genau in Schnittrichtung das Sägeaggregat drückt.
Jeder seitliche Druck oder auch nur leichtes verrutschen des Werkstücks, verändert minimal den Schnittwinkel.
Bei einer Gehrung fällt das noch wenig auf, konstruiert man aber einen Rahmen, summieren sich die Fehler und er passt hinterher nicht sauber zusammen.
Und natürlich darf man nicht vergessen, das Holz kein homogener Werkstoff ist, absolut bis auf die letzte Winkelminute genaue Schnitte sind unnötig, spätestens wenn sich die Luftfeuchtigkeit ändert, verändert sich auch minimal der Schnittwinkel, durch das Quellen und Schwinden des Holzes.
Kommen wir nun zum eigentlichen Thema.
Noch ein kleiner Hinweis: Ist man sich nicht so sicher, ob man die Justage selbst hinbekommt, lieber zum Hersteller einschicken, als mehr zu VERstellen.
Der Anschlag MUSS zuerst stimmen.
Ist der Anschlag OK, braucht man für die Arbeit an der Skala mit meiner Methode noch folgende Werkzeuge:
- Genauen (!!) Winkel
- 45° Winkel (oder in meinem Fall ein Gehrmaß und ein drehbaren Winkelmesser)
- TX 20 Schraubendreher für die Schrauben an der Kapex
- Schraubendreher für die Hilfsklötze
- Meßschieber
- Und die (Hilfs)Klötze selbst.
Über die Schrauben wird später der Abstand der Skala eingestellt und beim festziehen der Schrauben der Skala auch eingehalten.
Ebenso sollten sie eine Markierung für Links und Rechts besitzen, damit sie bei der Einstellarbeit nicht versehentlich vertauscht und auf der falschen Seite eingesetzt werden.
Hat oder möchte man keine, müssen die Meßwerkzeuge direkt am Sägeblatt angelegt werden. Das geht auch, ist aber fummeliger als am freien Tisch.
Noch kurz die Theorie, welche hinter der ganzen "Gehrungs-Problematik" steckt:

Das zu wissen und zu verstehen ist WICHTIG und essentiell, wenn man solch eine Kappsägenkonstruktion genau einstellen will.
1-2/10tel mm Differenz ergeben schon eine Winkeländerung von 0,1-0,2° und das ist bei Gehrungsverbindungen schon viel.
Also muss nicht nur ein Winkel (der von 90°) justiert werden, sondern auch auf beiden Seiten sehr genau der Abstand der Skala zum Drehpunkt.
Jeder kann sich ja denken, ohne eine Hilfskonstruktion ist das eine sehr schwammige Angelegenheit.
Und wie muss nun der Abstand verstellt werden?
Ist der erzielte Schnittwinkel zu klein, sprich die Gehrungen wären bei einem Rahmen INNEN offen oder bei zwei zusammengelegten Stücken würde die Spitze der Zunge eines angelegten Winkels nicht aufliegen, ...
Foto von Alexander Grümmer |
Foto von Alexander Grümmer |

Nach innen muss die Skala verschoben werden, wenn der Schnittwinkel zu groß wäre (Die Zunge des Winkel liegt vorne auf, aber auf Griffhöhe ist ein Spalt).
Begonnen wird IMMER mit der Kontrolle und Justage des 90° Winkels.
Ändert man diesen, verstellt man auch gleichzeitig alle anderen Gehrungswinkel. Logisch.
Mit der Zero-Clearence Einlage ist es einfach: Winkel an den Sägeschnitt legen und schauen ob er passt.

Da die Skala gelöst, aber im Schwenkarm eingerastet ist, bewegt sie sich mit und wird so justiert.
Stimmt der 90° Winkel, die drei Schrauben wieder leicht anziehen.
Jetzt kommen die beiden Hilfsklötze ins Spiel.
Bei diesen werden die Schrauben so verdreht, dass sie spielfrei auf ihrer Seite zwischen Skala und Tisch passen.

Aber immer nur leicht, es geht um wenige 1/10tel Millimeter.
Damit sich der gegenüberliegende Gehrungswinkel nicht verstellt, dessen Hilfsklotz auf der Säge belassen.

Nochmals den Winkel prüfen.
Falls er OK ist, kann es weiter gehen, wenn nicht, nochmals nachjustieren.
WICHTIG: Auch wenn es aufwändig ist, zwischendurch nach jeder (!!) Justage an der Skala, den 90° Winkel genau checken.
Es passiert schnell, dass man an den Tisch stößt und diesen minimal verstellt. Justiert man nun mit einer falschen 0° Position einen Gehrungswinkel, ist das Ganze sinnlos, da alle drei Winkel voneinander abhängig sind.
Hier gilt die gleiche Vorgehensweise wie bei dem ersten. Auch wieder wichtig, den Hilfsklotz auf der anderen Seite auf der Säge belassen.
Was bei der Sache hinzukommt, da man ja die Skala beim verstellen der Distanz auch geringfügig dreht, kann sich auch wieder der gegenüberliegende Winkel etwas verändern. Daher, nachdem der zweite Gehrungswinkel justiert ist, noch mal den anderen Winkel überprüfen.
Und auch hier nicht vergessen, immer nochmal die 90° kontrollieren.
In einem Durchgang alle drei Winkel perfekt hinzubekommen ist Glückssache, daher sollte man sich schon etwas Zeit nehmen und die Sache gewissenhaft und ohne Hektik angehen. Man wird die Winkel u.U., mehrfach nachjustieren müssen, bis alles stimmt.
Zwar eine leicht nervige Sache, aber man macht es ja, solange die Skala keinen heftigen Schlag bekommte, nur einmal und wird später mit präzisen Schnittergebnissen belohnt.
Alles soweit fertig? Dann wird es Zeit für die Probeschnitte, die letztendlich erst wirklich zeigen, ob die Säge perfekt justiert ist oder nicht. Am besten eignet sich dafür Brett, welches mindestens so breit ist, wie der kurze Schenkel des Winkels lang.
Wenn die Ergebnisse so aussehen ist alles gut, wenn nicht, dann muss man leider nochmal an der entsprechenden Stelle ran.
Ich habe mir die entgültigen Maße der Hilfsklötze auf diesen notiert. Sollte ich irgendwann nochmals an der Kapex was verstellen müssen, habe ich die richtigen Abstände sofort zur Hand.
Das gezeigte ist die Vorgehensweise, die ich mir überlegt und an meiner Kapex angewendet habe. Vielleicht gibt es noch bessere Wege, vielleicht kommt auch jemand mit dieser Anleitung überhaupt nicht klar. Von daher ERST überlegen UND DANN erst losschrauben. Ist wie beim Lotto "Angaben ohne Gewähr und auf eigenes Risiko". :)
Hallo,
AntwortenLöschenvielen Dank für Diesen Beitrag!
Nur ein Hinweis ist nicht richtig:
"Ist man sich nicht so sicher, ob man die Justage selbst hinbekommt, lieber zum Hersteller einschicken, als mehr zu VERstellen."
Festool selbst ist nicht in der Lage die Kapex richtig zu justieren!
Nachdem bei der neu gekauften Kapex der rechte Laser 1mm zuweit rechts war und der linke 45° Winkel überhaupt nicht stimmte, hat der Händler mir die Maschiene ausgetauscht. Bei der 2. von Festool gelieferten Kapex stimmte weder der rechte, noch der Linke 45° Winkel und beide Laserlinien waren schräg zum Schnitt.
Daraufhin wurde das Gerät von Festool abgeholt und "justiert"... der Laser wurde nicht angetastet und die beiden 45°Winkel welche davor zu groß waren waren jetzt um das gleiche Maß zu Klein (ca 1mm Luft bei 2*45 und einem 13cm Präzisionswinkel)
Nach Rücksprache mit dem Kundendienst stellte sich heraus, dass diese immer nur die 0° einstellen!!! die beiden äusseren Winkel bleiben unberücksichtigt!
Sie wollten jedoch meine Maschiene nochmal ganz genau einstellen...
daher nochmal zum Kundendienst mit der Kapex. Als Festool mir die wieder schickte, versicherten sie mir, dass es besser nicht möglich sei...
Der Laser war danach noch immer völlig daneben,
und die beiden 45° Winkel waren noch immer zu klein.. beide jedoch identisch...
ich finde das äusserst schwach von Festool...
Mir wird nichts anderes übrigbleiben, als mir auch solche Hilfsblöckchen herzustellen, und die Justage selbst vorzunehmen. (Den Laser habe ich schon eingestellt...)
Suheel
Hallo Micha, Du schreibst, dass man sich sehr genau überlegen soll, diese Justage durchzuführen. Ich habe keine Festool, sondern die Bosch GCM 8 SDE. Dort stimmt der 90 Grad Winkel nicht exakt, sondern liegt etwas unter 89,9 Grad (mit der 5 Schnitt Methode ermittelt). Die 45 Grad Winkel habe ich noch nicht kontrolliert. Ursprünglich dachte ich, ich stelle das ein, aber nach Deinem Artikel bin ich unsicher. Mache ich einen Schnitt auf ca. 20 cm Länge ist das eine Ende 0,2 mm dicker als das Andere. Würdest Du sagen, man sollte trotzdem noch versuchen, das zu justieren?
AntwortenLöschenViele Grüße, Holger.
Hi Holger,
Löschen0,1° oder 0,2 mm sind bei Holz ja nicht wirklich viel. Von daher würde ich es wahrscheinlich lassen.
Mit sehr genau überlegen, meinte ich hier aber speziell die Kapex, da sich diese sehr bescheiden einstellen lässt. Wie das bei der Bosch ist weiß ich nicht, daher ist meine Aussage nicht so allgemein gültig.
Grüße
Michael
Hallo Micha, vielen Dank für die schnelle Antwort.
LöschenViele Grüße
Holger
Hallo Michael,
AntwortenLöschenVielen Dank für Diesen Beitrag , und danke dass es nicht ein nerviges youtube video ist - sehr übersichtlich und genau beschrieben. Super!!!