Die vorgestellte Maschine wurde mir für diesen Test von dem Holzfachmarkt Gerschwitz zur Verfügung gestellt.
Die OF 1010 EBQ hat wie die Bezeichnung vermuten läßt 1010Watt Aufnahmeleistung, wiegt 2,7kg, besitzt einen Fräshub von 55mm und kann Fräser mit 6-8mm Schaftdurchmeser aufnehmen.
In der weiteren Typenbezeichung steht das E für die elektronische Drehzahlregelung mit Sanftanlauf und Konstantelektronik, das B
für die elektrische Motorbremse, die dafür sorgt, dass der Fräser
noch dem Loslassen des Schalters innerhalb von 2 Sekunden zum stehen
kommt und das Q für das Plug-It Kabel.
Konstruktion und Bedienung
Die Verarbeitung ist auf einem gewohnt hohen Niveau und die Maschine läuft relativ leise und vibrationsfrei. Ich habe schon Oberfräsen gesehen, die sich eingeschaltet von selbst über den Tisch bewegten, bei der OF 1010 passiert überhaupt nichts.
Die Hubmechanik arbeitet bei meinem Testexemplar spielfrei und erlaubt ein absolut leichtes und weiches Eintauchen.
Die Passungen der Säulenführung sind so gut, dass sich die Fräse auch nur mit Druck auf einen Griff problemlos eintauchen läßt und mit geklemmter Säule wackelt auch mit größerer Kraft nichts. Das war bei meinen beiden Metabos nicht so.
Gut gelöst ist die abgeflachte Oberseite, dadurch bleibt die OF 1010 auch auf dem Kopf stehen. Zum Fräserwechsel oder wenn ein Kopierring eingesetzt werden muss, ist dies sehr praktisch. Maschine auf den Kopf gestellt und man hat beide Hände zum hantieren frei.
Festool geht bei den Griffen einen recht speziellen Weg, anders als die meisten Hersteller. Sowohl die OF 1400 EBQ als auch die kleine OF 1010 EBQ haben hinten einen Pistolengriff und nur vorne einen Knaufgriff, andere Oberfräsen besitzen oft zwei Knaufgriffe.
Durch den leicht geneigten Pistolengriff, liegt die Maschine sehr gut in der Hand und auch längeres Arbeiten ist ohne Ermüdung des Arms/Hand möglich.
Durch den leicht geneigten Pistolengriff, liegt die Maschine sehr gut in der Hand und auch längeres Arbeiten ist ohne Ermüdung des Arms/Hand möglich.
Sehr intuitiv finde ich auch die Bedienung der Frästiefeneinstellung. Diese besteht aus einer feststellbaren Stange, einem dreifachen verstellbaren Revolveranschlag und einer Skala samt Schieber.
Zum Einstellen der Frästiefe z.B. für eine Nut, wird die Motoreinheit soweit abgesenkt, bis der Fräser die Oberfläche berührt. Anschließend wird die Klemmschraube gelöst, die Stange auf den Revolveranschlag abgesenkt und der schwarze Plastikschieber "genullt" (Die Nullposition ist übrigens justierbar). Nun kann die "Einheit" aus Plastikschieber und Stange auf den gewünschten Wert eingestellt und mit der Klemmschraube arretiert werden. Fertig.
Kleiner Tipp: Jeder wird ja einen Satz Spiralbohrer besitzen. Maße im 0,5mm Raster lassen sich gut mit einem entsprechenden Bohrer einstellen. Dieser wird einfach mit dem Schaft zwischen Revolveranschlag und Stange geklemmt und anschließend die eingestellte Höhe fixiert.
An dem Revolveranschlag habe ich auch einen kleinen Kritikpunkt gefunden, diesen gibt es ebenfalls bei der großen OF 1400, an meiner habe ich ihn behoben. Der Revolveranschlag hat ca. 0,1-0,2mm Luft zur Grundplatte, . Je nach dem wie fest oder eher lose man nun mit der Stange auf den Revolveranschlag drückt, gibt es kleine Ungenauigkeiten.
Bei meiner OF 1400 habe ich einfach die Stahlhülse in dem Revolveranschlag mit einer Feile leicht gekürzt, so dass der Anschlag fast Spielfrei auf der Grundplatte aufsitzt. Das ist eine Sache von wenigen Minuten.
Wie gut die Absaugung funktioniert, konnte ich nicht überprüfen, da bei meinem Testgerät die obere Plastikabdeckung fehlte und so der Wirkungsgrad der angeschlossenen Absaugung sehr beeinträchtigt wurde.
Zum Schluß noch ein Fragezeichen. Ein Fragezeichen deswegen, weil ich das vor der Stirn hatte, als ich dieses hier festgestellt habe.
Je nachdem wie die hinter Knebelschraube für die Klemmung des Parallelanschlages steht, läßt sich die Oberfräse nicht mehr komplett absenken (Auf dem Foto an dem Abstand zwischen Revolveranschlag und Tiefeneinstellung zu erkennen), das Motorgehäuse stößt an der Schraube an. Bei "meiner" war es natürlich so, dass die Schraube bei geklemmten Anschlag im Weg stand.
Sicher auf der eher kleinen Grundplatte der OF 1010 EBQ geht es eng zu, aber hätte Festool einfach eine Knebelschraube mit einem 4-5mm kürzerem Gewinde verwendet, wäre das Problem behoben.
Das ist wieder eine Sache, die verstehe ich nicht, zumal die OF 1010 schon etliche Jahre auf dem Markt ist, hätte das ruhig mal geändert werden können. Ob man die Fräse in der Praxis soweit absenkt oder nicht, ist in meinen Augen mal egal, so etwas sollte bei einem renommierten Hersteller wie Festool nicht passieren.
Zubehör
Das Hauptzubehörteil der OF 1010 EBQ und eigentlich jeder anderen Oberfräse ist der Parallelanschlag. Geht es darum Kanten zu bearbeiten ohne einen Fräser mit Anlaufkugellager zu verwenden oder Falze/Nuten parallel zu einer Kante zu fräsen, immer wird dieses Zubehörteil gebraucht.
Eine Feineinstellung oder verschiebbare Anschlagbacken sucht man vergebens.
Entweder kann der Parallelanschlag mit der speziellen FE-OF 1000/KF Feineinstellung nachgerüstet werden, oder mit der FE-FS/OF 1000.
Letztere ist eigentlich die Feineinstellung für den Führungsanschlag, aber an den Parallelanschlag passt das Teil auch. Kostet auch weniger wie die FE-OF und es wird nur eine Feineinstellung für zwei Anschläge benötigt.
Die auf dem Bild gezeigte Konfiguration wird in der Praxis nie vorkommen, wie soll auch hinter dem Anschlag gefräst werden, aber montiert man z.B. einen großen Scheibennut-, Profil- oder Falzfräser und bearbeitet eine Kante, kann der Parallelanschlag schon in die Quere kommen.
Das ist zwar kein Weltuntergang, hält man die OF 1010 eh meistens mit dem Pistolengriff nach hinten, aber naja, ich denke das hätte auch nicht sein müssen. Die 1400er und MFK haben schließlich auch einen symmetrischen Parallelanschlag.
Dazu verfügt er über zwei Justierschrauben.
Zusätzlich verfügt die Abstützung noch über eine Millimeterskala. Diese kann verwendet werden, um die Fräse bei Einsatzfräsungen mit der Führungsschiene auf dem Werkstück zu positionieren.
Damit man nicht versehentlich zu weit fräst, sind die Führungsbegrenzungen FS-FB ganz praktisch. An dem Start und Endpunkt wird jeweils eine dieser Begrenzungen auf die Führungsschiene geklemmt und so der "Verfahrweg" der Oberfräse festgelegt.
Da der Führungsanschlag FS-OF bündig mit der Gleitsohle der OF abschliesst, kann er auch als einfache Auflagenvergrößerung eingesetzt werden.
Um die Absaugung an Kanten zu verbessern, gibt es zwei Zubehörteile.
Das eine ist der sogenannte Spanfänger KDF-OF, dieser gehört zur Serienaustattung der OF 1010 EBQ.
Der Einsatz von Kopierringen ist bei der OF 1010 EBQ mit etwas Aufwand verbunden. Sie können nicht einfach eingeclipst, sondern müssen mit zwei Schrauben montiert und zentriert werden.
Um den Kopierring exakt zentrisch zur Fräserachse auszurichten, gibt es so genannte Zentrierdorne. Diese werden in die Spannzange gespannt und (bei dem hier verwendeten) dann die Grundplatte, samt locker angeschraubtem Kopierring auf diesen abgesenkt. Durch die kegelige Form, wird der Kopierring auf den Zentrierdorn ausgerichtet...
Praxistest
Natürlich habe ich die Festool OF 1010 EBQ nicht nur angefingert, sondern auch mit ihr etliche Späne erzeugt.
Eines vorweg, sie lässt sich sich sehr gut führen und das Handling ist dank der ergonomischen Form und dem weichen Tauchmechanismus absolut einwandfrei. Es macht wirklich Spaß mit der kleinen Fräse zu arbeiten.
Auch wenn der Gewichtsunterschied zur größeren OF 1400 EBQ nur etwa 2kg ist, beim arbeiten ist der Unterschied schon enorm. Das hätte ich so nicht erwartet.
Neben einigen Arbeiten für den Schlüsselkasten und dem Fräsen von Kanten und Nuten bis 20mm (fräst man in mehreren Durchgängen sind auch die 20mm kein Problem) , habe ich die Oberfräse noch an drei völlig unterschiedlichen Arbeiten ausprobiert.
- Fräsen einer Gratnut
- Einbringen von 25mm Bohrungen mittels Beschlagbohrer.
- Freihändiges Fräsen einer Schrift
Gratnut fräsen
Hier die Ergebnisse:
- Frästiefe 08mm - Kein Problem für die 1010 Watt.
- Frästiefe 12mm - Noch machbar. Bei normalem Vorschub war die Leistung der Fräse ausgereizt.
- Frästiefe 17mm - Die OF 1010 arbeitet am Limit und die Drehzahl bricht fühlbar ein.
Alles in allem OK, man darf halt nicht vergessen, dass es sich um eine kleine Oberfräse handelt und bei 17mm Frästiefe schon einiges zerspant werden muss.
Beschlaglöcher bohren.
Auch diese Aufgabe brachte die OF 1010 an ihr leistungsmäßiges Limit. Egal ob mit höherer oder niedriger Drehzahl, ich konnte nicht schnell genug eintauchen um Brandspuren zu vermeiden, die Drehzahl sackte zu früh ab.
Dies waren jetzt beides Arbeiten, für die eigentlich stärkere Oberfräsen angedacht wären, deswegen sehe ich da auch keine Kritik an der OF 1010 EBQ.
Zum Schluß kam eine Arbeit, wo eine kleine und leichte Oberfräse gefragt war.
Dem freihändigen Fräsen mit einem Schriftenfräser
Zugegeben ich habe sowas noch nie gemacht, daher ist das Ergebnis etwas krakelig.
Ein spezieller Schriftenfräser kam in die Maschine ...
... und auf einem Stück Buche Leimholz habe ich etwas in Block- und Schreibschrift geschrieben.
Das ganze ging super, die OF 1010 mit diesem speziellen Fräser lässt sich mühelos und sehr genau auf dem Werkstück bewegen ohne ein Eigenleben zu entwickeln.
Mit mehr Übung lassen sich sicher so, sehr ansehnliche Arbeiten ausführen.
Fazit
Ich bin wirklich sehr angetan von der kleinen Festool OF 1010 EBQ. Für die meisten Arbeiten hat sie genug Leistung, ist leicht und sehr handlich. Über kurz oder lang, werde ich mir wahrscheinlich noch eine 1010 zulegen. Ich bin zwar mit der 1400er und der MFK für alle Arbeiten gerüstet, aber die 1010 ist eine sehr feine Maschine und Oberfräsen kann man nie genug haben. :)
Die einzigen Punkte die mir nicht gefallen, sind der ovale Absauganschluss, der einfache Parallelanschlag und die Knebelschraube, die zu lang ist (wenn ich mal eine 1010 besitzte, wird die Schraube einfach gekürzt und fertig).
Wenn man sich die OF 1010 im Vergleich zur OF 1400 ansieht, merkt man schon, dass die 1400er neueren Ursprungs ist und einige Features aufweist, an die bei der Entwicklung der 1010 wohl noch niemand gedacht hat (Ratschenfunktion der Spindelblockierung, werkzeugloser Kopierringwechsel...). Als veraltet, wie man es manchmal liest, sehe ich sie aber nicht an und als billig gebaut und windig erst recht nicht.
Hier habe ich noch eine Gegenüberstellung der OF 1010 EBQ und der OF 1400 EBQ verfasst: OF 1010 EBQ vs. OF 1400 EBQ
Bezugsquelle:
Die Festool OF 1010 EBQ könnt Ihr bei Holzfachmarkt Gerschwitz bestellen.
Hi Michael,
AntwortenLöschenim Juli 2012 schreibst du noch du würdest statt zur OF 1010 ganz klar zur Metabo 1229 raten (siehe Beitrag zu dem Metabo OFs). Siehst du das nach dem Test jetzt anders, oder noch genauso?
Hallo,
Löschenwas die Leistung, die Meßuhr, den Parallelanschlag und die "gefühlte" Stabilität angeht, würde ich die 1229 vorziehen.
Bei dem Handling, Gewicht und dem umfangreichen Zubehör dagegen die 1010.
Da ich noch die OF 1400 habe, war mir das Handling wichtiger und deswegen habe ich die 1229 verkauft. Welche Art der Griffe einem aber am besten liegen, ist Geschmackssache. Es gibt sicher auch Personen, die mit dem Pistolengriff von Festool nichts anzufangen wissen.
Grüße
Michael
Erstmal danke für all deine Beiträge, die ich vermehrt lese, um mich zu informieren oder schlicht mich zu unterhalten :-)
AntwortenLöschenHallo Michael,
Bei meiner neuen OF1010 habe das Problem, dass sie recht hackelig eintaucht. Also man drückt, sie bewegt sich nicht, dann etwas fester und noch fester und dann knallt sie plötzlich ganz runter.
Auftauchen tut sie problemlos. Scheint ein ordinärer "Stick-Slip" Effekt zu sein. Hatte das deine auch? Ich denke, dass vielleicht ölen der Führungsschienen hilft. Aus meiner Sicht sollte das ein neues Gerät aber nicht tun.
LG, Paul
Hallo Paul,
AntwortenLöschenmeine taucht sehr weich ein, da habe ich keinen Grund zur Klage.
Ob das "out of the box" schon so war, kann ich Dir gar nicht sagen, da ich mir angewöhnt habe, bei jeder neuen Maschine, die beweglichen Teile sofort mit einem Teflon Öl zu behandeln.
Grüße
Michael
Ok. Danke. Ich hab die Führungen jetzt auch mal eingeölt (hatte grad Ballistol bei der Hand) und ich denke, dass es jetzt etwas besser geht. Ich werde bei Zeiten auch mal mein Teflon-Öl aus dem Keller ausgraben und ein paar Tropfen draufgeben.
LöschenLg, Paul
Guten Tag
AntwortenLöschenSuche schon lange im Netz, finde aber keine Antwort darüber.
Besitze das "neue" Schienensystem von Bosch, bin aber ganz scharf auf die OF 1010. Kann ich die Festool auch auf der Bosch Schiene gleiten lassen?
MfG
Robert
Hallo,
Löschenvon Bosch gibt es den FSN OFA, da passt auch die 1010 drauf. Ansonsten musst Du Dir selbst einen Adapter aus z.B. MPX anfertigen. Ist auch nicht schwer.
Grüße
Michael