In einer losen Folge von Beiträgen möchte ich Euch einige kleine Tipps & Kniffe mit auf den "holzigen Weg" geben.
Gehrungen, die "Königsdisziplin" beim Verleimen.
Nicht nur, dass der Winkel stimmen muss, die Gehrung muss auch dicht sein und es muss genügend Pressdruck auf die Leimfuge aufgebracht werden. Gar nicht einfach bei schräg zueinander laufenden Seiten.
Ich werde öfters gefragt, "Wie machst Du das denn?" oder "Wie geht´s am besten?"
Klar kann man die meisten auch selbst bauen, aber Vorrichtungsbau ist nicht so meins.
Das jeweils an einer flachen und hohen Gehrung.
Ein einfaches und günstiges Hilfsmittel ist Klebeband.
Die Technik ist im Prinzip ganz einfach. Teile mit dem Klebeband aneinander reihen, Leim auf die Verbindungen, zusammenklappen und die letzte Gehrung mit Klebeband schließen. Fertig.
Beim aneinander Reihen sollte man die Teile leicht überlappen lassen, so baut sich automatisch beim zusammenklappen Druck auf die Leimfuge auf.
Eher eignet sich diese Technik für Teile mit langen Gehrungen, bei denen man mit normalen Mitteln scheitert, beispielsweise bei einem rechteckigen Rohr.
Entweder braucht es dazu Unmengen an Zwingen oder halt einfach Klebeband.
Was aber immer bei der Methode wichtig ist, die Gehrungen müssen sehr gut passen und die Bauteile sollten möglichst plan und gerade sein.
Großartig was beidrücken funktioniert mit dem Klebeband nicht.
Mit diesen lassen sich kleine, wie große, dicke oder dünne Werkstücke im 90° Winkel verleimen. Die Teile müssen auch nicht unbedingt Gehrungen aufweisen. Und da hört es bei diesen Teilen auf. 90° können sie perfekt, bei allen anderen Winkeln, sind sie nicht einsetzbar.

Dann gibt es noch eine kleinere Version welche über ein Innen- und Außenteil verfügt und zusammen mit einer Zwinge wie eine Zange wirkt. Diese lassen sich etwas leichter ansetzten. Für Korpen oder Innenwände sind sie aber, aufgrund Form und Größe nicht anwendbar.

Ich schrieb extra "im Winkel halten", weil und somit sind sie eigentlich nur ein Hilfsmittel zum einhalten des Winkels, sie erzeugen keinerlei Pressdruck auf die Leimflächen.
Nun komme ich zu den "aktiven" Gehrungsverleimhilfen, die nicht nur die Teile im Winkel halten, sondern gleichzeitig auch Druck auf die Verleimstelle aufbringen.
Wenn es um den Bau von Schubladen, Kästen oder kompletten rechteckigen Rahmen geht, verwende ich gerne das Rahmenpress-Set von Bessey. (Ich greife mal in mein Bildarchiv) Funktioniert allerdings nur, in Verbindung mit Korpuszwingen.
Die Funktion ist einfach.
Das genaue ausrichten der Teile und Gehrungen funktioniert, über gezieltes Lösen oder Anziehen der beiden für diese Ecke zuständigen Zwingen. Wenn man das mal raus hat, kann man sehr einfach und sehr genau, Rahmen auf Gehrung verleimen.
Am besten funkti0niert das Rahmenpress-Set bei Eckverbindungen auf Gehrung. Stumpf verleimt, lässt sich aber auch mit dem Set verzwingen.
Recht neu auf dem Markt sind die selbst hergestellten (3D-Druck) Gehrungsspannhilfen von Mikes-Toolshop.
Auch wenn die Teile nur aus einem 3D Drucker kommen und einen recht leichten Eindruck machen, bis jetzt funktionieren sie einwandfrei. Die Rückseite ist geriffelt und sorgt so für Halt auf den Werkstücken.
Die Funktion ist folgendermaßen. Die Gehrungsspannhilfen werden so an die Werkstücke gesetzt, dass die Achse der Presskraft möglichst mittig auf die Gehrung wirkt.

In der Regel funktioniert es auch ganz gut, nur wenn es drauf ankommt, rutscht doch immer mal wieder eines gerne durch. Daher bevorzuge ich die Verwendung mit zwei Zwingen.
Auch hier gilt, die Teile sollten so positioniert werden, dass der Pressdruck möglichst mittig auf der Leimfuge anliegt.
Knifflig wird es oft, wenn die Winkel von den 9o° abweichen.
Das ist aber auch mit dem MCX System kein Problem.
Wie man erkennen kann, bei spitzen Winkeln, kommen sich aber die Schraubzwingen in die Quere.
Mit dem Gehrungs-Spannsystem MCX sind auch komplexere Aufgaben kein Problem, wie hier an meinem Terrassentisch.
Bei diesem sitzen zwei bewegliche Auflagen auf einer Spindel mit gegenläufigen Gewinde.
Der GSP12 ist zwar etwas fummelig in der Anwendung, dafür sind den Werkstückdimensionen und den Gehrungswinkeln eigentlich keine Grenzen gesetzt.
Soll mit dem Teil gearbeitet werden, empfiehlt es sich einen Lamello, Domino o. ä. in die Verbindung zu setzen, um das Ausrichten zu erleichtern.
Zugegeben, ich nutze dieses Hilfsmittel eher selten und nur bei großen Korpen etc. Daher habe ich da jetzt auch kein wirkliches Beispiel mit einem Bandspanner in Aktion.
Meiner Meinung nach gehört zu einem genauen Spannen zumindest Dübel in die Ecken oder eine Zuhilfenahme einer der eben gezeigten Spannhilfen, um die Winkel einzuhalten.
Hi Michael,
AntwortenLöschenein sehr interessanter Beitrag. Vielen Dank.
Eine Frage kam mir gleich bei der ersten Methode: Woher hast Du den "Tadpole Tape Cutter"? Scheint ein amerikanisches Produkt zu sein...
Gruß Jan
Hallo Michael,
AntwortenLöschensehr interessanter Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten. Ich verwende meist Klebeband und deshalb meine Frage: Wo hast Du den TADPOLE her? Er scheint amerikanisch zu sein (tapecutter.com). Wo kann man ihn in Deutschland/Europa bekommen?
Viele Dank und Grüße
Jan
Hallo Jan,
Löschendas habe ich bei Rutlands bestellt.
Hallo.
AntwortenLöschenToller Beitrag. Ich frage mich ob mir die Gehrungsspannhilfen von Mikes-Toolshop (3D Drucker) auch bei meinem Projekt helfen. Ich möchte gerne ein Brett über die länge von einem Meter mit Gehrung verleimen. Oder gibt es hier noch bessere methoden?
Viele Grüße Frank
Hallo Frank,
LöschenDie Teile könnten helfen, den 90° Winkel zu halten, wenn man zwei bis drei Stück davon dran setzt. Als Haupthilfsmittel bei so langen Gehrungen, schreit es eigentlich nach der Klebebandmethode.
Grüße
Michael
Hallo Michael,
AntwortenLöschenich bin kein Handwerker, habe ich aber einen Garten und baue ein Pavillon dort. Einige Dinge habe ich selbst ausgedacht. Einfach mit Zwingen. Jetzt wollte ich Fensterrahmen machen. Und wusste nicht, dass es schon lange erfunden ist. Danke! Das hat mich auf weitere Gedanke gebracht. :-)
Hallo Michael,
AntwortenLöschendanke für den mega guten Artikel. Habe heute mein erstes Wandregal auf Gährung geschnitten und geleimt. Alles dank deinem Artikel!
Lg Mike
Hallo Michael,
AntwortenLöschenvielen Dank für die Informationen zum Spannen von Gehrungen. Damit fühle ich mich gerüstet, meine ersten Gehrungsversuche zu starten.
Da ich mir gerade die Zwingen und das Klebeband dafür anschaffe, ist mir aufgefallen, dass du eine pfiffige Lösung zum Schneiden des Klebebandes direkt an der Rolle gefunden hast. Kannst du mir mitteilen was das für eine Klinge ist und wo ich die finden kann?
LG Michael
Moin Michael,
Löschendas sind Tadpole Tape Cutters.
Hatte ich mal bei Rockler bestellt.
Die sind wirklich praktisch.
Grüße
Michael