Ich wurde von einem Leser nach einem Artikel zu dem Einstellen der Parallelität des Sägeblattes einer Handkreissäge zu der Führungsnut gefragt. Dem komme ich hiermit nach.
Ich kann es aber nur an den drei Festool Modellen HK(C) 55, TS 55 REBQ und der TS 75 zeigen.
Wozu die Anleitung, bzw. wann ist eine Kontrolle oder gar ein Einstellen der Flucht nötig?
Symptome für einen Fehler in diesem Bereich sind: Ein schwerer werdender Vorschub bei Verwendung der Maschine auf einer Schiene, stärkere Ausrisse, speziell auf der Unterseite, allerdings nur im Bereich der hinteren Zähne des Sägeblattes, am Schnittende nicht, Brandspuren trotz korrektem und scharfem Sägeblatt, unsauberer Schnitt oder gar ein von der Schiene springen der Maschine. Letzteres bedarf aber einem schon extremen Schiefstand des Sägeblattes.
Bevor man nun freudig an der Maschine schraubt, sollte allerdings sichergestellt sein, dass es wirklich an einem Schiefstand liegt. Also erst messen, dann denken, dann schrauben.
Eine Absolute Parallelität ist in diesem Fall auch gar nicht gewünscht. Zu 95% aller Sägeschnitte ist die Gutseite des Werkstücks unter der Säge, also die schöne Kante an der Gummilippe der Schiene. Damit es dort auf keinen Fall zu Ausrissen kommt, sollte die schienengeführte Handkreissäge so eingestellt sein, dass die Zähne des Sägeblattes diese Kante nur vorne dort wo geschnitten wird berühren. Bedeutet, das Sägeblatt muss leicht schräg zur Vorschubrichtung stehen, aber nur minimal, sozusagen im Freischnitt des Blattes, ansonsten kommt es zu den o. g. Problemen.
In Zahlen bedeutet es, dass die "hinteren" Zähne ca 0,05 - 0,15 mm von der Gummilippe entfernt sein sollten, wenn die "vorderen" an der Lippe anliegen. Also wirklich nur ein Hauch an Schiefstand.
Was braucht es an Voraussetzungen, damit diese Messung/Einstellung auch was bringt?
Zum einen muss die Maschine natürlich intakt sein, also kein Spiel im Gelenk oder an der Sägeblattwelle. Dann sollte die Gummilippe frisch eingesägt sein. An einem abgenudelten Splitterschutz lässt sich nichts exakt messen.
Und zu guter Letzt, muss die Maschine spielfrei auf der Schiene laufen. Dazu gibt es bei hochwertigen Geräten oder Kopien dieser, zwei Einstellräder um das Spiel einzustellen.
Bevor es los geht, muss noch herausgefunden werden, wo sich die Schrauben befinden, welche man für die Justage lösen muss. Diese sitzen in Langlöchern und erlauben so ein Einstellen.


Um das Einstellen zu erleichtern, sind die beiden vorderen auch von oben, durch ein Torxaufnahme am Gewindeende zu erreichen.



Warum nun Geduld und ein Abstand von über 0,1 mm, wenn die Obergrenze bei 0,15 mm liegen sollte?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Verstellung mit diesen "Heimwerkermittel" etwas schwammig ist. Zum einen braucht es Geduld, weil der Drehpunkt des Sägeaggregates auf Höhe der Schrauben liegt und nicht an den Sägeblattzähnen oder -mitte. Drückt man hinten an der Säge, wandern auch die vorderen Zähne in diese Richtung. Drückt man vorne, passiert das gleiche an den Hinteren. Daher braucht es etwas Geduld und Versuche, den Abstand sowohl vorne als auch hinten am Sägeblatt optimal einzustellen.
Das Maß von 0,12 mm in meinem Beispiel daher, weil sich das Ganze gerne nochmal minimal verschiebt wenn man die Schrauben anzieht. Daher stelle ich hinten eher etwas zu viel ein und wenn ich dann vorne zuerst die Schrauben anziehe, passte es in der Regel ganz gut und ich lande unter 0,1 mm an Abstand der hinteren Zähne.
Klingt kompliziert, ist es aber nicht wirklich.
Als erstes werden nun die Schrauben je nach Modell gelockert (NICHT gelöst). Das Sägeaggregat sollte sich mit leichtem Widerstand auf der Grundplatte verschieben lassen.
Dann kommt die Maschine auf die Führungsschiene, das Sägeblatt darf sonst nirgendwo anstoßen.



Damit es bei den Festool Modellen bequemer geht, die Einstellung vorzunehmen, sollte der Spaltkeil aus dem Weg geräumt werden.
Bei der TS 75, am besten ausbauen.

Die eigentliche Einstellung ist schnell erklärt.
Wenn die Werte erreicht sind, die Schrauben leicht und über Kreuz anziehen. Nochmalige Kontrolle. Wenn die Abstände immer noch passen, Schrauben endgültig festziehen. Ansonsten nochmal von vorne.
Bei den Modellen, bei denen die Schrauben nur von unten zugänglich sind, schiebe ich die Maschine auf der FS soweit , dass ich die Schrauben erreiche. Beim Runternehmen von der Schiene ist die Gefahr groß, dass man die noch lockere Einstellung wieder verstellt.
Nach dem festziehen, nochmals kontrollieren.

ACHTUNG: Es sollte nur derjenige diese Arbeit erledigen, der über die nötigen Kenntnisse verfügt. Es ist schnell was VERstellt und verschlimmbessert.
Wer sich den Vorgang nicht zutraut, sollte die Tauchsäge lieber, zum Festool Service einschicken.
Ich übernehme keine Haftung, falls jemand anhand der gezeigten Vorgehensweise seine TS einstellen will, es aber nicht hinbekommt.
Hallo Micha,
AntwortenLöschenvielen Dank für die Anleitung.
Ich persönlich finde nur das Ausrichten gegen die Kante der Führungsschiene ein bisschen unglücklich, weil die ja meistens nicht frisch eingeschnitten ist. Darüber hinaus ist die Auflagefläche für die Fühlerlehre klein, so dass sich ein Verkanten leicht auf das Messergebnis auswirkt.
Mein Vorschlag wäre daher, die Führungsschiene auf ein Brett zu spannen und einen Besäumungsschnitt durchzuführen. Wenn die Schiene fest auf dem Brett gespannt bleibt, kann die Schnittkante des Brettes als Referenz genommen werden.
Gruß
Bernd
Hi Bernd,
Löschendas ist ne gute Idee, wenn man nicht extra den Splitterschutz neu einsehen will.
Verkannten der Fühlerblattlehre ist nicht das Problem, die ist so dünn, "das drückt sich".
Grüße
Micha