Von meinem Chef wurde mir seine neue Woodster Divar 55 leihweise zur Verfügung gestellt, um die Tauchsäge mit meiner Makita vergleichen zu können. Einer der Gründe wird gewesen sein, dass ich der Woodster eher etwas skeptisch gegenüber stand.
Der erste Eindruck der Woodster ist schon mal nicht schlecht. Gehäuse und Mechanik machen einen stabilen Eindruck. Weder das Tauchgelenk noch das Sägeblatt haben merklich Spiel und auch die Schiene macht einen ordentlichen Eindruck, sowohl die beiden Gleitbeläge als auch die Moosgummistreifen und die Gummilippe sind gerade verklebt. Eine kurze Überprüfung hat auch gezeigt, dass sowohl die Führungsnut, als auch die Kante der Schiene absolut gerade und parallel verläuft, was schon einmal mögliche Ungenauigkeiten beim Sägen an dieser Stelle ausschließt.
Einen großen Negativpunkt gibt es aber trotzdem an der Schiene:
Sie hat ein eigenes Design und ist nicht kompatibel zu den Schienen der Festool Bauart. Was wirklich schade ist, da es für die Festool Schienen doch einiges an praktischem Zubehör gibt. Selbst die Festool kompatiblen Zwingen, passen nicht in die Nut der Woodster Schiene, die Nut ist zu eng.
Was erschwerlich noch hinzu kommt, bei der Divar 55 ist 0,0 Zubehör für die Schiene dabei. Wer aber auf Zwingen und Rückschlagstop nicht verzichten will, hat das nächste Problem: Bis jetzt sind Händler die die Säge und/oder das Zubehör in Deutschland vertreiben Mangelware.
Kommen wir nun zu der Tauchsäge.
Wie oben schon geschrieben ist der mechanische Eindruck in Ordnung. Skalen, Knöpfe und Knebelschrauben machen zwar nicht den gleichen wertigen Eindruck wie bei der Makita, was aber bei der Preisdifferenz kein wirklicher Kritikpunkt ist. Auf jeden Fall sieht kein Teil der Woodster aus, als würde es bei der ersten Benutzung auseinander fallen oder zerbrechen, es wirkt alles stabil.
Die Grundplatte der Tauchsäge ist ziemlich plan, es läßt sich nirgends ein 80g/m² Papier zwischen Grundplatte und Lineal schieben.
Bei der Makita das gleiche Bild.
Der Lack der Grundplatte ist bei der Makita eher glatt und bei der Woodster ziemlich rau. Möglicherweise liegt es daran, dass sich die Woodster nicht ganz so leicht auf der Schiene schieben läßt, wie die Makita.
Bei der Makita das gleiche Bild.
Der Lack der Grundplatte ist bei der Makita eher glatt und bei der Woodster ziemlich rau. Möglicherweise liegt es daran, dass sich die Woodster nicht ganz so leicht auf der Schiene schieben läßt, wie die Makita.
Mein erster Blick ging auf die Suche nach Justiermöglichkeiten. An den wichtigen Stellen sind sie auch vorhanden. Es läßt sich sowohl der 90° als auch der 45° Anschlag mit Madenschrauben justieren.
Links Makita - Rechts Woodster |
Die Skala der Schnittiefe und des eingestellten Gehrungswinkels lassen sich nicht justieren.
Die Skala der Tauchtiefe stimmt ohne Führungsschiene mit der tatsächlichen Schnitttiefe überein, ebenso passt die Winkelskala.
Auch sind Markierungen für Beginn und Ende eines Tauchschnittes vorhanden.
Auch sind Markierungen für Beginn und Ende eines Tauchschnittes vorhanden.
Nächster Punkt ist die Bedienergonomie und da muß ich leider sagen, gefällt mir die Woodster Divar 55 nicht wirklich.
Das Bedienkonzept der beiden Sägen ist ähnlich, bevor die Säge eingeschaltet werden kann, muß mit dem Daumen ein Knopf betätigt werden, welcher sowohl den Ein/Aus Taster als auch die Tauchfunktion freigibt. Bei der SP6000 ist dies ein Taster und der läßt sich ohne Umgreifen bedienen. Bei der Woodster erfüllt diese Funktion ein Schieber, der fast im 90° Winkel zur Grundplatte ein gutes Stück nach oben geschoben werden muß. Ohne Umgreifen fast nicht möglich oder jemand hat einen extrem langen Daumen.
Der Sägeblattwechsel funktioniert bei beiden Modellen ähnlich. Das Sägeblatt wird etwas abgesenkt und durch eine Mechanik fixiert, die Welle mittels Spindelarretierung blockiert und das Blatt mit dem beiligendem Inbusschlüssel gelöst. Das wars aber auch schon mit der Ähnlichkeit.
Die Arretierung der Parkposition zum Sägeblattwechsel ist an der Divar 55 wieder etwas fummelig. Wo man bei der Makita nur kurz an einem Knopf drehen muß, hat man es bei der Divar 55 mit einem gefederten Riegel ähnlich wie an einer Gartentür zu tun.
Mit dem Riegel läßt sich der Tauchmechanismus sowohl in Position oben (ähnlich einer Transportsicherung), als auch zum Sägeblattwechsel fixieren. Bei diesem Mechanismus sehe ich zwei Nachteile:
Zum einen ist die Bedienung etwas fummelig, da er auch einrastet wenn die Taucheinheit noch komplett oben ist. Es muß also zuerst etwas "getaucht" werden, diese Position gehalten und dann der Riegel betätigt werden. Rechtshänder werden damit noch klar kommen, ich als Linkshänder habe damit ein Problem.
In dieser Position läßt sich die Divar 55 starten |
Wo ich schon mal beim Thema Sicherheit bin, möchte ich auch nochmal kurz das riesen Loch im Gehäuse auf der Innenseite der Woodster erwähnen. Auch wenn bei normaler Bedienung, dort eigentlich kein Finger etwas zu suchen hat, kann doch bei Unachtsamkeit etwas passieren. Aufgrund der Kontruktion einer Tauchsäge läßt sich dort ein Spalt nicht vermeiden, die Achse des Sägeblattes muß halt nun mal durch das Gehäuse und sich dort auch noch auf und ab bewegen können, aber wie es bei Makita gezeigt wird, kann der Spalt auch deutlich kleiner ausfallen, was das Risiko eines Unfalls doch vermindert.
Was die Woodster der Makita aber in Punkto Sicherheit vorraus hat, ist ein federnd gelagerter Spaltkeil. Dieser verhindert, dass das Sägeblatt im Schnitt festklemmen und es einen Rückschlag der Säge geben könnte. Der Spaltkeil steht exakt in einer Linie zum Sägeblatt, so sollte das auch sein.
Einen Spaltkeil sucht man (leider) an der SP6000 vergebens.
Ein weiterer positiver Punkt an der Divar 55 ist der eher gängige Sägeblattdurchmesser von 160mm gegenüber den 165mm der SP6000 bei gleicher Schnitttiefe. In der 160mm Klasse gibt es eine deutlich gößere Auswahl an Sägeblätter für unterschiedlichste Anwendungen. Natürlich lassen sich auch 160er Blätter an mit SP6000 verwenden, aber man verliert dadurch 2,5mm an Schnitttiefe.
Im Einsatz
Das Betriebsgeräusch der Divar 55 ist hörbar lauter und sie läuft auch leicht rauer als die SP6000. Grob geschätzt würde ich sagen die Woodster ist 1/2 - 2/3 mal so laut wie die Makita.
Obwohl einmal war sie sehr leise, das lag aber eher daran, dass das Netzkabel kurzer als angenommen war.
Obwohl einmal war sie sehr leise, das lag aber eher daran, dass das Netzkabel kurzer als angenommen war.
Die Führungsschiene hält dank des Moosgummis sehr gut an glatten Werkstücken, besser wie die Makitaschiene.
Beim Gleiten über die Schiene hat die Makita die Nase vorne, ob es am glatteren Lack der Bodenplatte liegt oder an den größeren Gleitflächen der Schiene, die Makita läßt sich leichter über die Schiene schieben als die Woodster. Man muß aber noch bedenken, die Woodster ist nagelneu und meine Makita nicht. Vielleicht läuft sich das noch etwas ein.
Sowohl beim 90° als auch bei Gehrungsschnitten liegt das Sägeblatt der Divar 55 an der Gummilippe der Führungsschiene an.
Bei der Absaugung nehmen sich beide nicht viel, durch die größeren Löcher im Sägeblattgehäuse der Woodster, dringt etwas mehr Staub als bei der Makita, aber dies ist immer noch nicht der Rede wert.
Sowohl beim 90° als auch bei Gehrungsschnitten liegt das Sägeblatt der Divar 55 an der Gummilippe der Führungsschiene an.
Bei der Absaugung nehmen sich beide nicht viel, durch die größeren Löcher im Sägeblattgehäuse der Woodster, dringt etwas mehr Staub als bei der Makita, aber dies ist immer noch nicht der Rede wert.
Etwas vermissen tue ich einen Softstart, beim starten der Woodster gibt es einen leichten Ruck, dies passiert bei der Makita nicht. Da ich nur Holz säge vermisse ich die fehlende Drehzahlregelung nicht. Das Dickste was ich während des Testes gesägt habe war 30mm Spanplatte, das stellte die Woodster auch ohne Konstantelektronik vor keine Probleme, die Drehzahl sackte nicht ab.
Leider verfügt die Woodster über keine Motor- bzw. Sägeblattbremse. Während das Blatt der Sp6000 nach 1,8 Sekunden steht, läuft die Woodster 5,9 Sekunden nach (Gemittelt aus fünf Messungen). Auch wieder ein kleiner Minuspunkt für die Sicherheit.
Leider verfügt die Woodster über keine Motor- bzw. Sägeblattbremse. Während das Blatt der Sp6000 nach 1,8 Sekunden steht, läuft die Woodster 5,9 Sekunden nach (Gemittelt aus fünf Messungen). Auch wieder ein kleiner Minuspunkt für die Sicherheit.
Die Präzision und die Winkelgenauigkeit des Schnittes ist bei beiden Tauchsägen ähnlich. Nachdem ich die Divar 55 justiert hatte, waren rechtwinklige Schnitte kein Problem.
Bei der Schnittqualität hinkt die Divar 55 etwas hinterher, obwohl sie mit einem neuen Sägeblatt ins Rennen ging, wogegen meines der SP6000 schon einige Meter Buche auf dem Buckel hat. Da die Woodster mit einem 24 WZ Blatt versehen ist, habe ich die Makita mit meinem 24 Zahn M-Force bestückt. Ein 24 WZ Blatt besitzte ich für die Säge nicht.
Da die Schnittqualität hauptsächlich vom Sägeblatt abhängig ist, denke ich mit einem guten Blatt wird man noch einiges mehr aus der Woodster herausholen können.
Divar 55 - Fichte längs |
Sp6000 - Fichte längs |
Divar 55 - Fichte quer |
Sp6000 - Fichte quer |
Divar 55 - beschichtete Spanplatte |
SP6000 - beschichtete Spanplatte |
SP6000 beschichtete Spanplatte |
Divar 55 - beschichtete Spanplatte |
Da die Schnittqualität hauptsächlich vom Sägeblatt abhängig ist, denke ich mit einem guten Blatt wird man noch einiges mehr aus der Woodster herausholen können.
Fazit
Meine Meinung zur Woodster Divar 55 Tauchsäge ist etwas gespalten.
Die Verarbeitung geht für den Preis völlig in Ordnung, auch ist die eigentliche Funktion und Präzision OK. Wie sich die Divar 55 nach längerer Nutzung schlägt, dazu kann ich natürlich nichts sagen, ich hatte die Tauchsäge nur für einige Stunden zum testen.
Es ist natürlich logisch, wenn eine Tauchsäge zum Kampfpreis von 150€ inkl. 1400mm Schiene auf den Markt kommt, dass mit Abstrichen gerechnet werden muß. Deshalb sehe ich das Fehlen einer Hinterschnitt oder Anreissfunktion, sowie der Drehzahlregelung und Konstantelektronik gegenüber meiner Makita SP6000 ziemlich locker. Irgendwo muß der Mehrpreis ja stecken. Positiv möchte ich nochmal die Möglichkeit der Justage beider Winkelanschläge erwähnen.
Nur die Bedienung der Einschaltsperre sollte auch bei einem Gerät der unteren Preisklasse nicht so unpraktisch ausgeführt sein, das hat jetzt auch nichts mit Kostenreduzierung zu tun, den Schieber einfach etwas tiefer einzubauen, so das er ohne Umgreifen betätigt werden kann. Ebenso das Sicherheitsproblem der Taucharretierung. Gerade bei Heimwerkergeräten sollte so gut wie möglich eine Fehlbedienung ausgeschlossen werden um Unfälle zu vermeiden.
Genauso wenig versteh ich das eigenständige Design der Führungsschiene. Mittlerweile arbeiten so gut wie alle Hersteller mit Festool kompatiblen Schienen, bzw. passen die Zubehörteile auch in die Nuten der Festoolschienen (Dewalt, eigenständige FS aber Zubehör passt). So steht dem Anwender eine Vielfalt an Zubehör und Erweiterungen offen. Dieses läßt sich aber an der Woodster Schiene nicht verwenden. Das ist wirklich schade!
Für den Gelegenheitsnutzer, der nicht auf die Funktion und die Präzision einer Tauchsäge inkl. FS verzichten möchte, aber bereit ist Abstriche in der Austattung und dem Bedienkomfort zu machen, hat Woodster eine interesssante und günstige Alternative zu Festool, Makita und Co. herausgebracht. Der ambitionierte Holzwerker sollte aber lieber dreimal darüber nachdenken, ob er auf Dauer mit der Divar 55 glücklich sein wird, oder doch lieber etwas tiefer in die Tasche greift und sich ein Gerät aus derProfiliga holt. Leider gibt es bei Tauchsägen noch keine Mittelklasse.
Der Vergleich spiegelt nur meine persönliche Meinung wieder und ich habe versucht so unvoreingenommen wie möglich an den Test heran zu gehen.
Der Vergleich spiegelt nur meine persönliche Meinung wieder und ich habe versucht so unvoreingenommen wie möglich an den Test heran zu gehen.
Bezugsquelle:
Woodster Tauchsäge divar55
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