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Donnerstag, 9. Februar 2017

Neuzugang in der Werkstatt: GM-330 Multiwinkel

Seit einigen Wochen besitze ich durch eine Sammelbestellung im Holzwurmtreff einen Multiwinkel von GM-Werkzeuge












Diesen habe ich mittlerweile oft benutzt und mich mit dem Meßwerkzeug vertraut gemacht. Daher möchte ich ihn nun hier etwas näher vorstellen. Eines vorweg, von der Verarbeitung und Haptik ist das Ding absolut High-End.


Der Winkel besteht aus einer 330mm langen gebläuten Federstahlzunge mit einer einseitigen (leider) Skalierung bis 24cm bzw. 19cm im Streichmaßbetrieb, einem Griffstück aus silber eloxiertem Aluminium mit Tarara Holzeinlage (Es sind weiter Holzsorten lieferbar und auch eigene Hölzer können von GM-Werkzeuge eingearbeitet werden) mit eingesetztem Firmenlogo.






Der GM-330 vereint durch seine eingebaute Rastung (dazu später mehr) und verschiebbarer Zunge sechs Meßwerkzeuge in einem. Deswegen auch Multiwinkel.
  • 90° Präzisionswinkel
  • 45° Präzisionsgehrmaß
  • 30° Präzisionsgehrmaß
  • Präzisionsschmiege
  • Streichmaß
  • Winkelmesser
Die maximale Winkelabweichung in den Rastpunkten beträgt dabei laut Hersteller 0,05mm auf die Zungenlänge.

 Alle Funktionen und die Bedienung werden kurz aber ausreichend genau in einer bebilderten Anleitung beschrieben.












Die Verarbeitung des GM-330 ist so gut wie als perfekt zu bezeichnen.

Alle Teile sind absolut sauber gearbeitet und die Kanten fein gebrochen.











Auch die gelaserte Skala ist sehr sauber und deutlich ausgeführt und die Unterteilungen sind absolut genau. Wie zu sehen ist, wird der Winkel in Deutschland hergestellt.










Der Multiwinkel ist schon ein ordentlich großes Messwerkzeug. Liegt aber trotzdem gut in der Hand und hat dadurch auch einen soliden Stand, wenn man ihn mal hinstellt.









Herzstück des GM-330 ist die Rastkulisse der Zunge an der Vorderseite des Griffstücks.










Durch diese besitzt der GM-330 feste Winkelrastpunkte bei 30°,45°,60°, 90°,120° und 135°.

Damit ist ein Einsatz als ganz normaler 90° Winkel, oder z.B. 45° oder 135° Gehrmaß möglich.


  

Bedient wird die Rastung über den großen Schieber auf der Oberseite des Griffstücks.












Dieser hat drei Positionen:

Die mittlere Stellung ist sozusagen die Standardposition. In dieser ist die Rastfunktion aktiv, aber noch nicht eingerastet. 


Erreicht die Zunge einen der oben aufgeführten Winkel, in dem Beispiel hier 45°, rutscht der Schieber nach vorne und verriegelt absolut spielfrei die Zunge.










Dies ist die vordere Position des Schiebers.
Um den eingerasteten Winkel wieder zu verändern, wird der Schieber nur nach hinten gezogen, er gibt die Kulisse frei und die Zunge kann wieder gedreht werden, bis zum nächsten Rastpunkt.

Ganz nach hinten geschoben, ist die Rastung deaktiviert und die Zunge kann frei gedreht und jeder gewünschte Winkel eingestellt werden. Dort rastet der Schieber zusätzlich ein.


Der aktuelle Winkel kann an der Gradscheibe abgelesen werden.












Um einen eingestellten Winkel zu fixieren, befindet sich auf dem Griffstück eine Knebelschraube. Wird diese angezogen, wird die Zunge blockiert. 










Die Klemmung arbeitet sehr sauber und ein Anziehen der Knebelschraube ändert den Winkel nicht merklich.

Kleiner Hinweis: Wird mit der Rastung gearbeitet, ist die Knebelschraube immer gelöst zu lassen, auch wenn die Rastung gegriffen hat!

An der Seite des Griffstückes befinden sich drei Justageschrauben. Mit der Mittleren wird die Klemmkraft der Rastung des Schiebers für die hintere Stellung eingestellt und mit den beiden Äußeren ein evtl. auftretendes Spiel des Arretierschiebers.








 Der GM-330 ist ja schon kein Schnäppchen, zudem gibt der Hersteller eine Genauigkeit von +/- 0,05mm an.
Aus dem Grunde und weil ich schon gerne mit genauem Werkzeug arbeite, habe ich was die Präzision anbelangt schon sehr genau hingesehen.

Aber alles im grünen Bereich. Die Zunge ist zwar nicht exakt plan, aber an keiner Stelle passte eine 0,05mm Fühlerblattlehre zwischen dem Referenzlineal von Starrett und der Zunge des Multwinkel.

Überprüfung der Winkel erfolgte bei 90° mittels Lichtspalt und dem Starrett Kombiwinkel.

Innenwinkelkontrolle: Keine Abweichung.












Außenwinkel, auch kein Lichtspalt.












45° Innenwinkel mit dem Gehrmaß von Incra verglichen, absolut saubere Deckung.











135° habe ich mit dem digitalen Winkelmesser kontrolliert. Passt auch.   












Auch die Genauigkeit der Skala im Betrieb als Streichmaß gibt keinen Grund zur Kritik












Bei einem derart hochwertigen Produkt Punkte zum Meckern zu finden ist nicht leicht, aber es gibt sie doch:

Zum einen ist es ein Ableseproblem der Skala.

Es gibt einen einige Millimeter breiten Spalt zwischen Zunge und Ablesekante am Griffstück. Dieser bringt einen maximalen Ablesefehler durch Parallaxe von etwa 1mm mit sich, wenn man den GM-330 als Streichmaß verwendet. 









Klar, wenn man es weiß, muss man halt  sorgfältig peilen, trotzdem etwas unschön.

Der nächste Punkt betrifft die Skala an der Unterkante der Zunge. Mit dieser kann im 90° Betrieb z.B. die Dicke eines Werkstückes gemessen werden.

Leider gibt es keinen Endpunkt an der Zunge, bei welchem die Skala, bzw. deren Nullpunkt genau wäre.

Stellt man den Multiwinkel auf eine Fläche und drückt die Zunge runter, ...










 

...stimmt zwar die Skalierung so gut wie perfekt, leider fängt die Skala aber dann erst bei 5mm an. Bringt so nicht viel. Viel zu groß ist die Gefahr, dass sich so Ablesefehler einschleichen.










Zieht man die Zunge bis zum Anschlag aus dem Griffstück (wahrscheinlich so gedacht), fängt die Skala zwar bei 0mm an, allerdings verschlägt es sie dann um 0,5-0,6mm und das finde ich schon viel.









Der Punkt trübt den Glanz dann doch schon etwas. Der GM-330 ist eigentlich ein Präzisionswerkzeug zu einem doch recht hohen Preis und dafür ist die Abweichung schon recht groß.  


Fazit:

Für Ottonormalholzwerker ist der GM-330 wahrscheinlich eher weniger interessant. Dafür ist der Preis zu hoch. Wer allerdings perfekt verarbeitetes Werkzeug mit toller Haptik liebt, wird seine Freude an dem Multiwinkel haben.
Wie es sich für ein Präzisionsmeßinstrument in dieser Preisregion gehört, sind die Winkelfunktionen und das Streichmaß absolut genau.
Einen derben Schnitzer erlaubt sich der GM-330 leider bei der Genauigkeit der auch nur einseitig aufgebrachten Skala im 90°-Winkel -Modus. Die Abweichung ist doch schon hoch für ein Meßgerät dieser Güte und Preisklasse. Mit über 0,5mm Versatz zum Nullpunkt ist genaues Messen oder anreißen so nicht direkt möglich. Entweder man rechnet den Versatz mit ein oder stellt vorher die Skala genau auf 0. Das ist zwar machbar, sollte aber eigentlich nicht nötig sein.


Update:

Der Fehler mit ungenauen Skala wurde mittlerweile bei GM-Werkzeuge behoben und ich habe einen Austauschwinkel der letzten Charge bekommen.

Wie man unschwer erkennen kann, das Problem ist beseitigt und die Skala ist deckungsgleich mit meiner Starrett Referenz. Passt also.










"Nebenbei" bekam der GM-330 noch ein kleines Update in Form einer weiteren Funktion, bzw. Verbesserung. 

An der unteren Skala befindet sich eine kleine ausgelaserte Raute.












In dieser ist es im Streichmaßbetrieb möglich einen Stift einzuhaken um einfach und problemlos lange Striche parallel zu einer Kante zu ziehen. 










Vorher war das etwas knifflig, da man beide Hände simultan bewegen musste. Jetzt mit dem kleinen Feature ist das deutlich vereinfacht.   
Wird immer besser der Kleine. :)





Bezugsquelle:

Den GM-330 Multiwinkel könnt Ihr bei Holzfachmarkt Gerschwitz bestellen.

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