Dieses Projekt war für mich Neuland. Jetzt nicht die Konstruktion, die war kein Thema, sondern eher der Plan. Ich arbeite ja eher planlos mit ein paar Skizzen, den Rest habe ich Kopf. Nur was ich im Kopf habe, das hilft dem "Kunden" aber nicht und meine Zeichenkünste auf Papier reichen mir, sind aber auch nicht so toll und wenns schön werden soll, dauert es auch lange.
Also doch EDV?
Nur womit?
Sketchup ist nach drei Anläufen nicht meins und da es eh nicht mehr auf meinem Rechner läuft, weil die Grafikkarte nicht unterstützt wird, ist das Progrämmchen eh Geschichte.
Wie gut das ein Kollege auf Arbeit sich gerade mit dem kostenlosen Programm "DesignSpark mechanical" von RS beschäftigt. Ich habe es mir angesehen, die ersten Versuche gestartet und finde es deutlich angenehmer zu bedienen als Sketchup.
Klar je nachdem muss man paar Abstriche machen, DesignSpark, bzw. die große Version Spaceclaim ist ein 3D Programm für Entwickler und zielt nicht primär auf Holzwerker oder Architekten ab. Aber ich brauche kein Programm, wo ich mir alle Topfbänder oder was auch immer einzeichne, sondern eines womit ich schnell und einfach eine dreidimensionale Skizze erstellen kann um dritten das Ergebnis zeigen zu können oder mir Proportionen veranschaulichen zu können. Zudem sind Stücklisten, Bemaßungen, die klassische Dreiseitenansicht usw. alles kein Thema.
Zudem bietet es vollwertige Bearbeitung von Kanten, also Fasen oder Radien (macht das mal mit Sketchup) und diese können natürlich auch später beliebig verändert werden. Wie man sieht, das erstellen von Kugeln ist auch kein Problem.
Da ich ja gerne mit Kurven und geschwungenen Formen arbeite, wäre ich bei Sketchup auch recht schnell an dessen Grenzen gestoßen.
Aber in dem von mir verwendeten Programm ist es kein Problem, Freihandskizzen oder Kurven in eine Fläche und dann mit dem Befehl "Ziehen" in eine dreidiminsionale Form zu bringen. Muster und Gruppierungen sind auch möglich.
Zudem gibt es sowohl bei RS und Spaceclaim direkt, als auch bei Youtube eine Vielzahl an Tutorials, so ist der Einstieg in das Programm sehr einfach.
Natürlich lassen sich auch die Oberflächen mit div. Materialien "füllen", alles was als Bild vorliegt, kann auf eine Oberfläche gelegt werden. Der Übersichtlichkeit halber, habe ich die einzelnen Baugruppen aber unifarben bunt belassen.
Nach etwas tüfteln stand die Form und Proportion des Puppenbettes fest, nur den Lattenrost habe ich der Einfachheit halber in der virtuellen Version durch eine solide Platte ersetzt.
Das Ergebnis kann dann u.a. als Bild oder PDF gespeichert oder direkt für eine Weiterverarbeitung im 3D-Druck oder für CNC ausgegeben werden.
Für die Präsentation, habe ich die 3D-PDF Version gewählt um das Bett zu zeigen. Ein PDF-Viewer hat ja jeder auf seinem Rechner.
Mit wenigen Klicks ist auch eine Explosionsansicht möglich, ebenfalls wieder im PDF Format.
Schön an solchen Programmen ist auch, dass man gezielt in spezielle Konstruktionsdetails hinein zoomen, drehen und schwenken kann.
Hier als Beispiel die Auflageleisten für den Lattenrost in Kombination mit den abgerundeten Pfosten.
Hier erkennt man wenig bis nichts, ein Nachbau wäre schwer.
Das Ganze von unten betrachtet, macht es klarer ...
... und wenn man dann noch die Teile etwas auseinander zieht, versteht es jeder.
Nur was nutzt einem das schönste 3D Puzzlebild, wenn es um die Fertigung geht? Wenig. Man braucht Maße und ne Zeichnung mit der man auch was anfangen kann.
Schnell waren aus den beiden wichtigsten Teilen je eine 2D 1:1 Schnittzeichnung erstellt.
Sowie eine Dreiseitenansicht mit allen wichtigen Maßen und einer Stückliste.
Ich werde es wahrscheinlich zwar nicht allzu oft nutzen, Papier und Stift + Phantasie ist mir immer noch lieber, aber schlecht ist es nicht, wenn man solch ein Programm in der Hinterhand hat und halbwegs damit klar kommt.
So jetzt aber weg vom PC, ab in die Werkstatt.
Die 1:1 Zeichnungen der Teile hatte ich vorher noch ausgedruckt und dann in der Werkstatt mit Sprühkleber auf MDF aufgeklebt.
Das Herstellen von Schablonen habe ich ja schon des öfteren gezeigt, hier nur ein Bild vom Schleifen der Rundungen mit dem Spindelschleifer.
Da ich evtl. solche Bettchen öfters bauen werde, kamen den Schablonen diesmal etwas mehr Sorgfalt zu. Gute Gelegenheit auch wieder was sinnvolles mit meinem neuen Etikettendrucker anzufangen. :)
Diesmal gab es sogar Befestigungspunkte für Kniehebelspanner und kein doppelseitiges Klebeband.
Für Vorder- und Rückteil gab es trotz unterschiedlicher Höhe, aber gleicher Oberkante nur eine Schablone. Den Ausgleich des Höhenunterschiedes erledigen klappbare Distanzhölzer.
Da das Puppenbett jetzt keine gigantischen Dimensionen bekommt, war es einige gute Gelegenheit einige kürzere Teile passend zu hobeln und zu verwerten. Holzart ist Kiefer. Hier sind alle Rohteile für den Bau zu sehen.
Als erstes ging es an die Seitenteile, grob zugeschnitten und dann an die Schablone geklemmt.
Die OF 2200 im Frästisch erledigte den Rest.
Die Anpassung der geraden Bereiche erfolgte auf der Tischkreissäge, mit der Feineinstellung des Längsanschlages war das kein Problem.
Als nächstes kamen Vorder- und Rückteil dran.
Das Vorderteil ist schmaler, also wird mit den zusätzlichen Anschlägen gefräst.
Für das Rückteil, werden sie zurück geklappt.
Um auch mal breitere Teile mit der Schablone fräsen zu können, besitzt sie keine seitlichen Anschläge sondern wird Mitte vom Radius ausgerichtet.
Um das Fräsen etwas zu erleichtern, besitzen beide Teile etwas Übermaß, ...
...das wurde nach dem Fräsen mit der Kapex entfernt
Als nächstes ging es um die Eckverbindungen, für diese habe ich mich für 6x40er Dominos entschieden.
Positionen Anzeichnen, fräsen ...
... und fertig.
Achja, alle Teile mussten noch auf dem Festool CMS-OF abgerundet werden.
Als nächstes mussten noch die Auflageleisten für den Lattenrost angebracht werden.
Der Einfachheit halber kam dafür der Druckluftklammerer zum Einsatz.
Nun konnte es ans Verleimen gehen.
Moment nicht ganz. In den Bettpfosten treffen sich die Dominos ja in der Mitte, daher mussten sie dort mit einer 45° Fase versehen werden.
Das war aber mit einem scharfen Stemmeisen schnell erledigt.
Zuerst die schmalen Teile einzeln verleimen.
Und während diese trocknen, konnte ich die Auflageleisten entsprechend ausklinken.
Danach konnte das Bett komplett verleimt werden.
Damit es später nicht kippelt, gab es noch etwas Druck von oben auf den MFT und die Kontrolle per Stichmaß nicht vergessen. WICHTIG!
Die äußeren "Latten" mussten an den Ecken zu den Bettpfosten hin ebenfalls etwas ausgeklinkt werden.
Die nötige Luft zwischen den einzelnen Latten mittels Meßschieber ermittelt und dann durch die Anzahl der Latten geteilt. Zur einfacheren Montage kamen Glasklötzchen im gewünschten Abstand zum Einsatz.
Befestigt wurden die Latten dann mit etwas Leim und einer Klammer.
Nachdem nun alles fertig montiert war, fielen letzte Kratzer und Schmutz dem Schwingschleifer zum Opfer. In den Ecken war der Protector des RTS 400 REQ eine Hilfe, so gab es keine Gefahr, die Seitenfläche zu beschädigen.
Als Oberflächenbehandlung kam passend zur Kiefer ein Zirbenöl von Complex zum Einsatz. Das riecht sehr gut, betont passend den Farbton der Kiefer und ist für Kinderspielzeug geeignet.
Hier nun Bilder des fertigen Puppenbettchens:
Und mit etwas "Deko":
Als mögliche Alternative habe ich noch Kugeln im passenden Durchmesser aufgeklebt.
Ja, ein schlichtes Puppenbett ist es geworden, aber nach allen Regeln der Kunst gefertigt. Da habe ich jetzt keine Fehler gefunden :-)
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