Bei dem
Auftragen von Ölen gibt es im Grunde zwei Methoden.
Bei der
einen wird Öl möglichst bis zur vollständigen Sättigung des Holzes aufgetragen.
Bedeutet
in der Praxis, die Öle werden speziell bei der ersten Schicht, satt aufgetragen
und es wird ca. eine halbe Stunde lang immer wieder Öl zugegeben, falls eine Stelle
das Öl vollständig aufgenommen hat.
Danach
wird der oft enorme Überstand an Öl mit einem Lappen abgenommen. In der Regel
erfolgt nach ca. 24-48 Stunden mindestens ein weiterer Auftrag in gleicher
Technik, bei dem das Holz aber deutlich weniger Öl aufnimmt. Durch das abermals
satte Auftragen, wird auch im Vergleich wieder recht viel Öl verbraucht.
Die
zweite Möglichkeit, geht einen anderen Weg.
Das Öl
wird eher dünn aufgetragen, für ein besseres füllen der Poren kann mit einem
weißen Vlies das Öl etwas „einpoliert“ werden und nach ca. 5 bis 10 Minuten wird
der leichte Überstand abgenommen.
Mit
dieser Technik werden noch 1-2 weitere dünne (!) Schichten aufgetragen.
Der
Verbrauch hier, liegt bei etwa 10-20% von der ersten Methode.
Sparen
ist immer gut, nur gibt es vielleicht doch Unterschiede bei der späteren
Oberfläche und deren Belastbarkeit? Das zeigt nun unser Versuch und manche
werden sicherlich überrascht sein.
Dazu
wurde auf vier verschiedenen Holzarten ein Hartöl (Parkettöl von Natural-Farben) aufgetragen. Jeweils eine
Hälfte mit beiden Methoden und in drei Schichten. Danach konnten die Proben
drei Wochen trocknen.
Nach
dieser Zeit erfolgte die Begutachtung.
Beide
Seiten fühlten sich gleich trocken und ähnlich glatt an.
Optisch
gibt es auch keinen wirklich sichtbaren Unterschied.
Auch der
Glanzgrad zeigte keinen nennenswerten Unterschied.
Einzig
die Buche (ist auch als sehr saugfähiges Holz bekannt) zeigte Unterschiede.
Der dünn
aufgetragene Bereich zeigte eine homogenere Färbung, wogegen die satt
aufgetragene Seite deutlich fleckiger daher kam.
Um den
Schutz gegen stehende Flüssigkeit zu prüfen, wurde jeweils ein Wassertropfen
aufgetragen und 15 Minuten stehen gelassen.
Auf
keiner der unterschiedlich behandelten Flächen ist der Wassertropfen nach der
viertel Stunde verlaufen, bedeutet das Öl sperrt die Oberfläche gut ab und das
Wasser konnte nicht in die Holzfasern eindringen und verlaufen.
Nach
Ablauf der Zeit, wurde das Wasser abgewischt und eine Stunde gewartet.
Haptisch
ist auf den unterschiedlichen Testflächen kein Unterschied bei den
aufgestellten Fasern bemerkbar. Die Flächen fühlen sich sehr ähnlich an.
Optisch
sieht man natürlich helle Flecken durch die aufgestellten Fasern. Wirkliche
Unterschiede zwischen den beiden Auftragsmethoden gibt es aber nicht, evtl.
einen leichten Vorteil bei der „Sparmethode“.
Es
scheint so, dass ein sparsam aufgetragenes Öl keinen nennenswerten Nachteil
hat.
Im
Grunde auch logisch, die äußere Schicht ist es, die gegen das Eindringen von
Feuchtigkeit schützt. Alles was tiefer liegt, hat bei normaler Beanspruchung
keine wirkliche Relevants.
Das satt Auftragen von Öl, hat aber neben dem hohen Verbrauch, noch einen weiteren Nachteil, diesen zeit der nächste Versuch.
Dabei
wurden die Oberflächen gleich lang mit Heißluft erwärmt.
Bei den
drei dünn aufgetragenen Schichten zeigte sich nichts. Das aufgetragene Öl war
komplett ausgehärtet.
Anders
bei den satt aufgetragenen Seiten. Die Erwärmung sorgte dafür, dass aus den
tieferen Schichten, noch flüssiges Öl an die Oberfläche trat und kleine Pfützen
bildete.
Bedeutet,
das komplette im Holz befindliche Öl ist auch nach drei Wochen noch nicht
vollständig ausgehärtet.
Das wird
der ein oder andere schon mal bemerkt haben und sich vielleicht sogar gefragt
haben, was dort passiert ist. Der Überstand wurde komplett abgewischt und doch
gab es, speziell wenn die Sonne die Oberfläche erwärmt oder das gefertigte
Stück aus der eher kalten Werkstatt in die warme Wohnung gestellt wurde,
plötzlich kleine „Pickel“ oder sogar klebrige Glanzstellen.
Problem
dabei ist, um auszuhärten brauchen Öle Sauerstoff. Ist nun das Öl tief in die
Holzfaser eingedrungen, bekommt das tief eingezogene Öl so gut wie kein
Sauerstoff mehr, da das Öl an der Oberfläche bereits getrocknet ist. Der
gesamte Trocknungsprozess kann daher mehrere Monate betragen.
Und die
Moral von der Geschicht? Manchmal ist weniger doch mehr.
Anmerkungen:
-Dies
gilt für Holzoberflächen in Innenräumen. Im Außenbereich oder auch bei
Schneidbrettern, braucht es auf Dauer einen tieferen Schutz. Dort sollte man
die deutlich längere Trockungszeit in Kauf nehmen und mit dem Öl nicht
sparsam sein.
-Es gibt
moderne Öle, speziell die mit hohem Glanzgrad, da braucht es eine dünne Schicht
auf der Oberfläche (nennen sich auch schichtbildende Öle), um den möglichen
Glanzgrad zu erreichen. Daher sollte, wenn dieser gewünscht wird, genau nach
Herstellerangabe die Oberfläche aufgebaut werden.
Danke für den interessanten Test. Das werde ich beim aktuellen (oberflächlich wenig belasteten Bett-Projekt) gleich mal ausprobieren.
AntwortenLöschenDas dürfte doch auch für Holztische gelten oder? Die Frage ist, wie lange das hält? Wir haben immder das Problem, dass eine Seite des Tisches mehr beansprucht ist, da dort das Kind isst und viel mehr gewischt werden muss. Aber im Zweifel einfach nachölen. Mache das in der Wohnung nur gern seltener, da die Dämpfe ja in die Luft gehen. Meist im Sommer.
AntwortenLöschenGilt da genauso. Lieber 1-2 dünne Schichten mehr, als sinnlos ertränken, was eh abgewischt wird.
Löschen