Was nicht passt, wird passend gemacht.
Da die Frage an mich heran getragen worden ist, wie man einen normalen Bit in das Centrotec Futter bekommt, werde ich hier mal die einzelnen Arbeitsschritte detailliert dokumentieren.
Zuerst die beiden Kandidaten:
Oben ein Bit mit Centrotec Antrieb
Unten ein Bit mit dem E 6,3 Antrieb
Hier die Antriebe noch einmal im Detail.
Zu erkennen ist, dass die umlaufende Nut an verschiedenen Positionen sitzen.
Auf diesem Foto erkennt man einen weiteren Unterschied: Die Kanten des Sechskantes am Centrotec Bit sind gefast, bei dem normalen E 6,3 Bit nicht. Dadurch ist der Durchmesser des Standardbits zu groß für das Centrotec Futter, er passt nicht rein.
Der erste Schritt um den Standardbit anzupassen ist das fasen der Kanten.
Möglichkeit 1 ist die Verwendung einer Flachfeile. Da hochwertige Bits aber aus gehärtetem zähen Spezialstahl bestehen, ist eine normale Feile überfordert und stumpft bereits nach ein paar Kanten merklich ab (Schade um meine gute Feile).
Möglichkeit 2 ist die Kantenbearbeitung mit einem Band- oder Tellerschleifer. Am besten eine Stationärmaschine oder ein an der Werkbank befestigtes Handgerät mit einem Anschlag.
Vorteile sind genaueres Arbeiten ohne Anstrengung und so ein Schleifband ist billiger als eine Feile. Zudem sind die aufgebrachten Schleifpartikel wesentlich härter als der Stahl der Feile, wodurch ein Schleifband für viele Bits ausreicht, bevor es stumpf wird.
Da bei meinem Bosch PBS 75 AE der Abstand von Anschlag zum Schleifband zu groß ist, habe ich ein kleines Holzbrett an den Anschlag geklemmt.
Als Körnung habe ich P120 genommen, wobei ein-zwei Nummern feiner besser gewesen wäre, der Schliff wird feiner und man hat mehr Zeit/Gefühl die Kanten entsprechend weit weg zu schleifen. Dazu am besten auch die Bandgeschwindigkeit reduzieren.
Die Kanten möglichst exakt gleich und so weit zu fasen wie nötig, ist ausschlaggebend für das spätere (möglichst geringe) Spiel des Bits im Futter.
So sollte das Ergebnis dann aussehen...
... und hier die beiden Bits noch mal im Vergleich.
Der so bearbeitete Bit passt nun schon in das Centrotec Futter hinein. Das einzige Problem ist noch, er rastet noch nicht richtig im Futter ein, da die dafür notwendige Nut (noch) nicht vorhanden ist, bzw. die vorhandene zu weit hinten sitzt.
Aber das ist auch weiter kein Problem und leicht zu lösen, es wird einfach eine neue Nut an der richtigen Stelle angebracht.
Die Position wird auf dem Bit markiert...
und dieser in die Tischbohrmaschine gespannt. Aber "falsch" rum, nicht mit der Aufnahme sondern mit der Spitze. Ist ja logisch!
Um die Nut einzuarbeiten, nehme ich einen Winkelschleifer.
Der Schleifer wir am besten mit einer Schrupp- oder Trennscheibe bestückt, deren Dicke dem Durchmesser der Nut des Centrotec Bits möglichst nahe kommt. So braucht man nur den Winkelschleifer an den Bit zu halten und die Nut passt schon halbwegs.
Da mein Winkelschleifer über eine Drehzahlregelung verfügt, gehe ich auch damit deutlich runter, so ist die Arbeit etwas einfacher, weil man schleift nicht zu schnell möglicherweise zu tief.
Aber eine Drehzahlregelung ist nicht unbedingt notwendig, ohne muss man halt mehr aufpassen nicht zu tief zu flexen.
Der Winkelschleifer wird mit der Schutzhaube auf dem Maschinentisch aufgelegt ...
...und der Tisch so in der Höhe eingestellt, dass die Markierung auf dem Bit mit der Mitte der Trennscheibe übereinstimmen und gesichert.
So Feuer frei, TBM und Winkelschleifer einschalten und die Nut rein schleifen. Aber Vorsicht ein Winkelschleifer ist kein Spielzeug und nicht zu fest drücken, nicht das u.U. der Bit abbricht und durch die Gegend schießt. Da die Schnittposition durch das aufsitzen des Winkelschleifers auf dem Tisch vorgegeben ist, muss man nur darauf achten die Maschine nicht zu kippen, sonst wird die Nut ungleichmäßig oder zu breit.
Immer nur kurz flexen und zwischendurch den Durchmesser des Bits an der Nut kontrollieren.
Dieser sollte 5,5mm sein. Flext man zu tief, wird der Bit unnötig geschwächt, ist die Nut zu flach, rastet die Verrieglung des Centrotec Futters nicht richtig ein. Dies erkennt man daran, dass entweder der Bit überhaupt nicht hält oder der grüne Ring des Futters sich nicht in vorderster Position befindet.
Das sähe dann so aus:
Wenn die Tiefe erreicht ist, die Oberfläche mit einer Rundfeile (am besten keine teure, weil sie leidet dabei, s.o.) und/oder Schleifpapier noch etwas "polieren". Das muss nicht sein, sieht halt nur besser aus.
So sollte der bearbeitete Bit dann aussehen...
Man erkennt auch ein kleines Manko der Sache, die Beschriftung des Bits wird stellenweise entfernt.
... und wenn dem so ist, passt er auch einwandfrei in das Centrotec Futter und rastet auch an der richtigen Stelle fest ein.
So lassen sich auf relativ einfachem Wege und in ca. 10-15 Minuten Standardbits für das Centrotec System anpassen.
Interessant ist das zum Beispiel bei den Robertson Bits für die Schrauben des Kreg Pocket Hole Systems.
Ich übernehme keine Haftung für eventuelle Schäden an Bits, Leib oder Leben. Jeder der dies hier nachmachen will, macht es auf eigene Verantwortung. Auch sollte bei den Arbeiten mit dem Winkelschleifer immer eine Schutzbrille getragen werden. Das gilt eigentlich für alle Arbeiten wo Späne oder Teile durch die Luft fliegen konnen, für Trennschleifen aber ganz besonders. Kommt ein Holzspan ins Auge ist das zwar unangenehm aber in den meisten Fällen lässt sich der Span problemlos entfernen. Bei den glühenden Metallspänen beim Trennschleifen ist das anders, durch deren Hitze kleben sie auf der Hornhaut fest und können oft nur von einem Augenarzt entfernt werden und auch bleibende Schäden hinterlassen.
Ihr findet meine Projekte gut, habt aber selbst keine Möglichkeit diese nachzubauen, dann schaut doch in meinem Shop vorbei. Falls Ihr dort nicht fündig werdet, schreibt mir eine Email.
Freitag, 11. Januar 2013
8 Kommentare:
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Hi Micha,
AntwortenLöschendamit die Späne auf der Netzhaut landen müssten sie aber zuerst das gesamte Auge durchschlagen haben ... ;-)
>> Klugscheißer aus <<
Gruß DaBa
Hallo,
Löschenups, richtig richtig. Netzhaut mit Hornhaut verwechselt.
Danke für die Info.
Grüße
Micha
Hallo Michael,
AntwortenLöschendanke für diese tolle Dokumentation. Das werde ich mit Sicherheit bald auch mal ausprobieren.
Gruß
Heiko
Guten Morgen Michael,
AntwortenLöschenherzlichen Dank, dass Du das noch mal so ausführlich beschrieben und mit Bilder leichter verständlich gemacht hast. Wirklich eine tolle Erklärung!
Gordon
Moin Gordon,
Löschenkein Problem. Ich hab mir gedacht, das Thema kann auch für andere ganz interessant sein.
Grüße
Michael
Hallo Michael.
AntwortenLöschenSuper Sache das mit dem Umbau!
Wie tief taucht denn der Bit in das Centrotec Futter ein? Ich befürchte, mein alter Schnellwechselhalter ist zu kurz für den Umbau.
Beste Grüße, Arne
Moin Arne,
LöschenEinen genauen Wert weiß ich jetzt so aus dem Stegreif nicht, müßte ich bei Bedarf messen. Der Bit sollte aber unten in der Sechskantaufnahme auf dem Grund aufsitzen, also einfach mal das Futter aufsetzen und mit ner Schieblehre messen.
Grüße
Michael
Leider braucht man relativ viel "Fleisch" - wie tief er eintaucht kann man schön am Centrotec Bithalter (der mit Magnet ohne Verrigelung) sehen, den haben die meisten Maschinen ja beiliegen. Der Sechskantteil dieses Halters geht fast vollständig ins Centrotecfutter. So viel muss jeder andere zu modifizierende Halter dann auch als Schaft haben.
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