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Sonntag, 29. September 2013

Tischkreissäge - Teil 2: Grundlagen im Umgang mit einer TKS

Da in Teil 1 alle Grundvoraussetzungen für ein präzises Arbeiten mit der TKS gezeigt wurden, geht es im zweiten Teil u.a. um das Führen der Werkstücke.
Dabei möchte ich hauptsächlich zeigen,in welche Richtungen man wie "drücken sollte".
Die roten Pfeile zeigen dabei zur Verdeutlichung die Richtung und Stärke der Krafteinwirkung.

Um irgendwelche Sicherungseinrichtungen geht es in diesem Artikel nicht. Da ist jeder Nutzer einer Tischkreissäge und auch aller anderen spanabhebenden Elektrowerkzeugen in der Pflicht sich über deren sicheren Umgang zu informieren. Dazu gibt es Unterlagen der BG Holz, Maschinenkurse oder vielleicht weißt einem auch ein Schreiner gegen Gebühr in die Maschinen ein.
Ob alles was ich hier zeige auch so von Profis "abgesegnet" würde, weiß ich nicht. Daher wie immer: Vor dem Arbeiten Köpfchen einschalten und Nachmachen auf eigene Gefahr.


Besäumen

Begonnen wird bei Plattenmaterial in der Regel mit einem "Besäumschnitt", also dem Schaffen einer Referenzkante.
Dies geht eigentlich nur mit Tischkreissägen, die über einen Schiebetisch verfügen. Damit der Schnitt nicht verläuft und das spätere Ergebnis auch absolut gerade wird, befestigt man am besten einen Anschlagreiter an dem Anschlaglineal. Dadurch kann das Werkstück nicht vom Sägeblatt weg wandern.

Beim eigentlichen Schnitt, drückt man das Werkstück leicht gegen diesen Anschlag und nach unten auf den Tisch. Erst dann schiebt man das Stück durch das laufende Sägeblatt. Nicht zu langsam und möglichst gleichmäßig, sonst wird der Schnitt nicht sauber.











Auf Breite sägen


Dabei liegt die beim Besäumen erzeugte Bezugskante am (auf Maß eingestellten) Parallelanschlag an.

Auch hier gilt, was die Kräfte angeht das gleiche: Leichter Druck gegen den Parallelanschlag, gleichzeitig wird das Werkstück auf den Maschinentisch gedrückt und gleichmäßig nach vorne geschoben.












Wenn alles Stimmt, bekommt man ein Werkstück, was auf ganzer Länge exakt gleich breit ist.














Auf Breite sägen von langen Werkstücken

Im Prinzip ähnlich wie der normale Breitenschnitt. 

Zu erwähnen ist nur, dass der Druck gegen den Parallelanschlag und auf den Tisch möglichst in der Nähe des Sägeblattes erfolgen sollte.












Hierbei hilft wiederum der Schiebetisch als verlängerte Auflage oder ein zusätzlicher Rollenbock.

Wer schon einige 100m von Platten auf der TKS bearbeitet hat, bekommt das Ganze auch sicher hin, wenn er nur von hinten schiebt. Ich persönlich habe da noch Probleme und drücke lieber das Werkstück nach Möglichkeit nahe am Sägeblatt gegen den Anschlag.



Auf Breite sägen schmaler Werkstücke.

Unter einer Werkstückbreite von 120mm sollte ein Schiebestock verwendet und das Werkstück nicht mehr nur mit den bloßen Händen geschoben werden.

Zuerst drückt man mit dem Schiebestock kurz vor dem Sägeblatt schräg nach unten. Sprich man drückt sowohl das Werkstück leicht gegen den Parallelanschlag, als auch auf den Maschinentisch. Die rechte Hand schiebt das Werkstück durch das Sägeblatt.



















Am Ende des Schnittes hat die Hand nichts mehr vor dem Sägeblatt verloren und es wird einzig mit dem Schiebestock geschoben. Man kann höchstens mit langem Arm das Werkstück HINTER dem Spaltkeil zusätzlich auf den Tisch drücken.
 
Die kompletten Kräfte müssen nun mit dem Schiebestock erzeugt werden. Der Druck teilt sich dabei wieder wie auch sonst schon benötigt in drei Richtungen auf: Leichter Druck gegen den Parallelanschlag, Druck auf den Maschinentisch und gleichzeitig auch noch der Vorschub.










Falzen mit der TKS

Zuerst wird der Schnitt getätigt, bei dem das Werkstück hochkant geführt wird.
Erst danach erfolgt das eigentliche Ausklinken. Dabei muss das Werkstück so an den Parallelanschlag gelegt werden, dass sich das Abfallstück NICHT zwischen Anschlag und Sägeblatt befindet, sondern auf der freien Seite. Sonst kann es passieren, dass es zum Schluss durch das rotierende Sägeblatt zurück geschleudert wird.








Ablängschnitte mit dem Schiebeschlitten


Ist eine hohe Genauigkeit gefragt, verwendet man nicht nur den Anschlagreiter, sondern fixiert nach Möglichkeit das Werkstück zusätzlich auf dem Schiebetisch. Z.B. mit einer Zwinge. Wegen den Vibrationen beim Sägen, sollte keine normale Schraubzwinge, sondern eine Hebelzwinge verwendet werden. Diese kann sich nicht durch Vibrationen lösen.


Bei beidseitigen Gehrungsschnitten, sollte man nach Möglichkeit darauf achten, dass die Werkstücke so aufgelegt werden, dass sich die äußere Kante der Gehrung oben befindet. Sonst kann es passieren, dass sich das Werkstück unter den Anschlagreiter schiebt und dann stimmt das Maß nicht mehr.










Bei Unterflurzugkreissägen kann auch auf den Schiebeschlitten verzichtet und dafür das Sägeblatt durch das Werkstück gezogen werden, dazu wird dann der Winkelanschlag am Maschinentisch montiert. Alle anderen Hinweise sind aber auch dabei nutzbar.




Sägen nach Anriss. 

Öfters ist es einfacher nach Anriss zu sägen, als ein festes Maß einzustellen. Gerade Gehrungsschnitte sind da ein Problem. Das genaue Maß bei diesen zu ermitteln ist nicht so einfach. Da ist es leichter nach Anriss zu sägen. Da sich der Riss aber auf der Oberseite befindet, das Sägeblatt das Werkstück aber nur an der Unterkante berührt, ist das auch wieder so eine Sache, man müsste den Winkel auf die vordere Schmalseite übertragen. 

Einfacher ist es, man geht in die Hocke und peilt über den Riss einen Zahn des Sägeblattes an und bringt diese in Deckung und schon stimmt es. Natürlich muss darauf geachtet werden, auf welcher Seite des Risses sich die Zähne befinden müssen.













Kurze Werkstücke auf Breite Sägen - Zurückziehen des Paralleanschlages

Viele Parallelanschläge bzw. deren Anschlaglineale gehen über die gesamte Länge des Maschinentisches. Bei langen Werkstücken ist das eine feine Sache, werden diese doch über eine lange Strecke geführt, so wird der Schnitt sehr genau und es ist auch einfacher in der Handhabung, gerade am Ende des Werkstückes.
Kurze Werkstücke sollten aber so nicht gesägt werden. Die Gefahr, dass sie sich zwischen Parallelanschlag und Sägeblatt verkanten und dadurch von den aufsteigenden Zähnen nach vorne in Richtung Bediener geschleudert werden ist zu groß. 
Deshalb muss bei solchen Arbeiten, das Anschlaglineal zurück gezogen werden. Nur wie weit ist die Frage. Dazu gibt es eine Regel: Von der Vorderkante des Sägeblattes gedanklich eine 45° Linie ziehen, das Anschlaglineal stößt an diese Linie an. Je nach Breite kann das Lineal weiter nach vorne geschoben oder muss zurückgezogen werden.

Ein Bild sagt mehr wie 1000 Worte:















Hilfsmittel zum gefahrlose(re)m Sägen

Da wäre zum einen der Schiebestock
Unter einer Werkstückbreite von 120mm sollte ein Schiebestock verwendet werden, um das Werkstück am Sägeblatt vorbei zu schieben.












Weiter gibt es noch das Schiebeholz.
Das ist ein Griff mit einem austauschbarem Opferholz darunter (wobei meines mittlerweile schon sehr kurz ist, eigentlich zu kurz). 
Mit Hilfe von Schiebestock und Schiebeholz lassen sich auch kleine Teile gut und sicher auf der Tischkreissäge bearbeiten.








Der Andruckkamm
Sollen nur sehr schmale Streifen, z.B. für Anleimer gesägt werden oder lange Gehrungen, die möglichst extrem genau und sauber werden müssen; bei solchen Arbeiten hilft es ein Andruckkamm einzusetzen. Dieser drückt das Werkstück gegen den Parallelanschlag, so muss man sich nur um den Vorschub kümmern, gleichzeitig vermindert er durch die nach vorne zeigenden Kämme ein Zurückschnellen des Werkstückes.







8 Kommentare:

  1. Hallo Micha,

    vielen, vielen Dank. Die zwei Artikel sind sehr lehrreich für mich. Und sicher auch für andere Holzwerker.

    Ich hab aber noch eine Frage: Ich säge meine Bezugskante (Besäumschnitt) meist, indem ich das Werkstück erst auf Breite schneide. Sprich ich säge eine gerade lange Kante mit der HKS und dann den linken Schnitt.
    Dazu bedarf es allerdings einen sehr breiten Tisch. Bei meiner Säge ja fast 1000 mm.

    Danach länge ich das Werkstück ab. Weil auf diesen Schnitt kann ich mich derzeit am wenigsten verlassen.
    Aber da hilft ja Artikel 1 :-)

    Der Artikel mit den Einstellungen der TKS ist auch sehr hilfreich. Da werd ich mich noch ein bisken mit meiner PK beschäftigen müssen. Weil den Schiebeschlitten kann man ja leider auch in aller Richtungen einstellen oder eher VERstellen..... :-)

    Vielen Dank

    Gruß Andi

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    1. Hi Andi,

      äh ich seh keine Frage.
      So läßt sich auch eine Bezugskante herstellen, wichtig dabei wäre nur, das die Seite die am Anschlag anliegt nicht zu uneben ist und der Anschlag möglichst lang ist.

      Grüße

      Micha

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  2. Wow Micha,

    so einen tollen, ausführlichen, mit guten Bildern vesehenem und zugleich Interessanten Beitrag, hat bestimmt viel Arbeit gemacht.
    Vielen Dank dafür, es werden sicher viele Leute zu schätzen wissen welchen Aufwand du dir hiermit gemacht hast!

    Gruß
    Chris

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  3. Hallo Michael,

    vielen Dank für Deine tollen und aufschlussreichen Beiträge.

    Vielleicht könntest Du mitteilen, um welches "T-Lineal" es sich im dritten Bild handelt ggf. mit Bezugsquelle.

    Gruß Manfred

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    1. Hallo Manfred,

      das ist der "T-Square metric" von Woodpecker. In Deutschland nicht erhältlich. Ich habe in in England bestellt.

      Grüße

      Michael

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    2. Hallo Michael,

      vielen Dank für die schnelle Rückantwort.

      Gruß Manfred

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  4. Danke für die sehr ausführliche und gründlich bebilderte Beschreibung.
    Ein sehr hilfreicher Artikel!

    Schönen Gruß
    Jonas

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  5. Tolle Beschreibung! Schön Schritt für Schritt erklärt und wunderbar mit Bildern illustriert.
    Ich konnte schon einige Tipps von dieser Website mitnehmen. Ich wünschte es hätte diese Seite schon damals gegeben, als ich mein Fachabi für Bau- und Holztechnik gemacht habe. Die Seite wäre mir bei einigen Projekten und Hausarbeiten eine gute Hilfe gewesen :-)
    Beste Grüße, Peter

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