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Sonntag, 15. Juli 2018

Tipp: Gehrungen spannen


In einer losen Folge von Beiträgen möchte ich Euch einige kleine Tipps & Kniffe mit auf den "holzigen Weg" geben.


Gehrungen, die "Königsdisziplin" beim Verleimen. 
Nicht nur, dass der Winkel stimmen muss, die Gehrung muss auch dicht sein und es muss genügend Pressdruck auf die Leimfuge aufgebracht werden. Gar nicht einfach bei schräg zueinander laufenden Seiten.
Ich werde öfters gefragt, "Wie machst Du das denn?" oder "Wie geht´s am besten?"

Ich zeige hier nun einige Möglichkeiten, wie man Gehrungen mit käuflich zu erwerbenden Mitteln verleimen kann.
Klar kann man die meisten auch selbst bauen, aber Vorrichtungsbau ist nicht so meins.









Das jeweils an einer flachen und hohen Gehrung.













Ein einfaches und günstiges Hilfsmittel ist Klebeband. 

Ich habe da schon einiges ausprobiert, von Krepp- bis Packband, bin aber mit der Zeit an einem PE-Schutzband hängengeblieben. Ich verwende den Typ 319 von Kipp. Der Vorteil von diesem PE-Schutzband ist neben der rückstandsfreien Entfernbarkeit, dem Nichtanhaften von Leim, die Flexibilität. Man kann damit ordentlich Druck auf die Gehrung bringen.







Die Technik ist im Prinzip ganz einfach. Teile mit dem Klebeband aneinander reihen, Leim auf die Verbindungen, zusammenklappen und die letzte Gehrung mit Klebeband schließen. Fertig.

Beim aneinander Reihen sollte man die Teile leicht überlappen lassen, so baut sich automatisch beim  zusammenklappen Druck auf die Leimfuge auf.










Zusammen geklappt und alles ist schön dicht.












Auch nicht geschlossene Teile lassen sich mit dieser Technik spannen, wenn man die Öffnung mit Klebeband überbrückt.











Breitere Rahmen lassen sich nicht so gut mit der Klebebandmethode verleimen. Es gibt wenig Fläche für das Band und der Pressdruck den das Band aufbringt ist für sowas eigentlich schon zu wenig.









Eher eignet sich diese Technik für Teile mit langen Gehrungen, bei denen man mit normalen Mitteln scheitert, beispielsweise bei einem rechteckigen Rohr.










Entweder braucht es dazu Unmengen an Zwingen oder halt einfach Klebeband. 

Was aber immer bei der Methode wichtig ist, die Gehrungen müssen sehr gut passen und die Bauteile sollten möglichst plan und gerade sein. 
Großartig was beidrücken funktioniert mit dem Klebeband nicht.


Das nächste Hilfsmittel zum Verleimen von Gehrungen sind solche Hilfswinkel, hier jetzt von Woodpeckers. Gibt es aber auch von anderen Herstellern.










Mit diesen lassen sich kleine, wie große, dicke oder dünne Werkstücke im 90° Winkel verleimen. Die Teile müssen auch nicht unbedingt Gehrungen aufweisen. Und da hört es bei diesen Teilen auf. 90° können sie perfekt, bei allen anderen Winkeln, sind sie nicht einsetzbar.

Es gibt sie einer großen Variante, welche innen und außen angesetzt werden kann und sich sowohl für hohe als auch niedrige Bauteile eignet.











Dann gibt es noch eine kleinere Version welche über ein Innen- und Außenteil verfügt und zusammen mit einer Zwinge wie eine Zange wirkt. Diese lassen sich etwas leichter ansetzten. Für Korpen oder Innenwände sind sie aber, aufgrund Form und Größe nicht anwendbar. 

Hohe und niedrige Rahmen lassen sich mit diesen Hilfsmitteln aber auch gleichermaßen gut im Winkel halten.











Ich schrieb extra "im Winkel halten", weil und somit sind sie eigentlich nur ein Hilfsmittel zum einhalten des Winkels, sie erzeugen keinerlei Pressdruck auf die Leimflächen.

Hier übertrieben dargestellt. Die Teile sind perfekt im Winkel, aber gut wird die Gehrung so trotzdem nicht.











Von daher muss oder sollte zumindest, anderweitig Druck auf die Gehrung aufgebracht werden. Gängig ist die Anwendung von Zwingen, aber es geht auch z. B. mit dem MFT und den Spannelementen oder einem Bandspanner.










Nun komme ich zu den "aktiven" Gehrungsverleimhilfen, die nicht nur die Teile im Winkel halten, sondern gleichzeitig auch Druck auf die Verleimstelle aufbringen.

Wenn es um den Bau von Schubladen, Kästen oder kompletten rechteckigen Rahmen geht, verwende ich gerne das Rahmenpress-Set von Bessey. (Ich greife mal in mein Bildarchiv)  Funktioniert allerdings nur, in Verbindung mit Korpuszwingen. 

Das eigentliche Set besteht aus vier solcher Plastik Sockeln, in diese werden die Korpuszwingen gefädelt, es dient als Auflage für die Rahmenteile und richtet gleichzeitig die Korpuszwingen und somit die Werkstücke grob im rechten Winkel aus. 









Die Funktion ist einfach.

Die Korpuszwingen werden in die Sockel gesteckt, grob auf die Rahmengröße ausgerichtet ...











... und dann die Rahmenteile (mit Leim bestrichen) eingelegt. 












Das genaue ausrichten der Teile und Gehrungen funktioniert, über gezieltes Lösen oder Anziehen der beiden für diese Ecke zuständigen Zwingen. Wenn man das mal raus hat, kann man sehr einfach und sehr genau, Rahmen auf Gehrung verleimen.

Am besten funkti0niert das Rahmenpress-Set bei Eckverbindungen auf Gehrung. Stumpf verleimt, lässt sich aber auch mit dem Set verzwingen.


Recht neu auf dem Markt sind die selbst hergestellten (3D-Druck) Gehrungsspannhilfen von Mikes-Toolshop.











Auch wenn die Teile nur aus einem 3D Drucker kommen und einen recht leichten Eindruck machen, bis jetzt funktionieren sie einwandfrei. Die Rückseite ist geriffelt und sorgt so für Halt auf den Werkstücken.

Eine recht praktische Funktion sind die drei Aufnahmen in welche die bekannten Zwingen für Führungsschienen (Festool/Bessey/Metabo/Makita) passen. 










Nur leider können auch da die Österreicher nicht zaubern; meistens sind sich zwei Zwingen im Weg ...











...und auf einer Seite muss zu einer konventionellen Zwinge zurück gegriffen werden. 











Die Funktion ist folgendermaßen. Die Gehrungsspannhilfen werden so an die Werkstücke gesetzt, dass die Achse der Presskraft möglichst mittig auf die Gehrung wirkt.

Ich habe das hier mit einer Markierung verdeutlicht.












Praktisch ist dabei, bei den äußeren Auflagen, die Ecken der Spannhilfe in einer Linie mit der Mitte der Auflage liegen. So ist das Positionieren sehr einfach.










Wenn alles vorbereitet ist, nur Leim auf die Gehrung, Zwinge ansetzen und zudrehen. Die Werkstücke werden im Winkel gehalten und gleichzeitig wird ordentlich Pressdruck auf die Leimfuge erzeugt.










Bei Bauteilen mit hohem Querschnitt funktioniert es genauso. Kein Problem.













Nun komme ich noch zu zwei Spezialisten, die neben rechtwinkligen Verleimungen auch für spitz- und stumpfwinklige Konstruktionen eingesetzt werden können. 










Da ist zum einen "mein Liebling", ich nehme es am häufigsten, das Gehrungs-Spannsystem - MCX von Bessey. 











Zu dem System gehören drei Auflagen die Gehrungswinkel von 22,5° - 60° erlauben.













Von Bessey ist es so gedacht, dass das MCX mit den beiliegenden Klemmvorrichtungen am Werkstück angesetzt werden. Diese erlauben Breiten bis 100 mm.










Die Teile werden angesetzt und halten theoretisch mittels Gummipads in Position. 












Wird Druck auf die Gehrung gegeben, klemmt sich das System von selbst fest. 













In der Regel funktioniert es auch ganz gut, nur wenn es drauf ankommt, rutscht doch immer mal wieder eines gerne durch. Daher bevorzuge ich die Verwendung mit zwei Zwingen.










Auch hier gilt, die Teile sollten so positioniert werden, dass der Pressdruck möglichst mittig auf der Leimfuge anliegt. 











Auch an hohen Querschnitten funktioniert das System und in der Regel reicht ein Satz aus, um eine Ecke zu verleimen.











Und die Fugen werden ordentlich dicht gezogen. 












Knifflig wird es oft, wenn die Winkel von den 9o° abweichen.  
Das ist aber auch mit dem MCX System kein Problem. 

Stumpfe Winkel, hier 22,5° funktionieren genauso, ...













... wie spitze Winkel bis 60°. 












Wie man erkennen kann, bei spitzen Winkeln, kommen sich aber die Schraubzwingen in die Quere.

Da helfen nicht mal die neuen GearKlamp´s von Bessey












In solchen Fällen bleibt nichts anderes übrig, als zumindest auf einer Seite auf die Standard Klemmvorrichtung zurück zu greifen.











Mit dem Gehrungs-Spannsystem MCX sind auch komplexere Aufgaben kein Problem, wie hier an meinem Terrassentisch.

 















Eher ein Exot und Problemlöser ist der Gehrungsspanner GSP12 von Bessey. 












Bei diesem sitzen zwei bewegliche Auflagen auf einer Spindel mit gegenläufigen Gewinde.

Geklemmt wird der GSP12 wie gewohnt mittels Schraubzwinge am Werkstück.












Sind die Flächen mit Leim bestrichen und die Teile ausgerichtet, wird eine zweite Zwinge angesetzt und danach mittels der Spindel die Verbindung dicht gezogen und Druck aufgebaut.










Der GSP12 ist zwar etwas fummelig in der Anwendung, dafür sind den Werkstückdimensionen und den Gehrungswinkeln eigentlich keine Grenzen gesetzt.

Nur zu schmal sollten die Teile nicht sein, sonst hat der GSP12 keine passende Auflage mehr. 











Soll mit dem Teil gearbeitet werden, empfiehlt es sich einen Lamello, Domino o. ä. in die Verbindung zu setzen, um das Ausrichten zu erleichtern.


Last but not least, gibt es da noch den allseits bekannten Bandspanner. Hier der BAN 700 von Bessey mit 7m Leine.











 Er ist zwar etwas teurer als andere Produkte, aber serienmäßig liegen schon die Vario-Ecken BVE bei, welche den Einsatz bei unterschiedlichen Winkeln vereinfachen, den Druck gut auf die nötigen Stellen verteilen und auch noch einen Blick auf die Außenkante zulassen.








Der Einsatz ist recht simpel. Band drum, die Vario-Ecken passend platzieren, Band stramm ziehen und spannen. 











Zugegeben, ich nutze dieses Hilfsmittel eher selten und nur bei großen Korpen etc. Daher habe ich da jetzt auch kein wirkliches Beispiel mit einem Bandspanner in Aktion.

Meiner Meinung nach gehört zu einem genauen Spannen zumindest Dübel in die Ecken oder eine Zuhilfenahme einer der eben gezeigten Spannhilfen, um die Winkel einzuhalten.


9 Kommentare:

  1. Hi Michael,

    ein sehr interessanter Beitrag. Vielen Dank.
    Eine Frage kam mir gleich bei der ersten Methode: Woher hast Du den "Tadpole Tape Cutter"? Scheint ein amerikanisches Produkt zu sein...

    Gruß Jan

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  2. Hallo Michael,

    sehr interessanter Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten. Ich verwende meist Klebeband und deshalb meine Frage: Wo hast Du den TADPOLE her? Er scheint amerikanisch zu sein (tapecutter.com). Wo kann man ihn in Deutschland/Europa bekommen?
    Viele Dank und Grüße
    Jan

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  3. Hallo.
    Toller Beitrag. Ich frage mich ob mir die Gehrungsspannhilfen von Mikes-Toolshop (3D Drucker) auch bei meinem Projekt helfen. Ich möchte gerne ein Brett über die länge von einem Meter mit Gehrung verleimen. Oder gibt es hier noch bessere methoden?
    Viele Grüße Frank

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    1. Hallo Frank,
      Die Teile könnten helfen, den 90° Winkel zu halten, wenn man zwei bis drei Stück davon dran setzt. Als Haupthilfsmittel bei so langen Gehrungen, schreit es eigentlich nach der Klebebandmethode.
      Grüße
      Michael

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  4. Hallo Michael,
    ich bin kein Handwerker, habe ich aber einen Garten und baue ein Pavillon dort. Einige Dinge habe ich selbst ausgedacht. Einfach mit Zwingen. Jetzt wollte ich Fensterrahmen machen. Und wusste nicht, dass es schon lange erfunden ist. Danke! Das hat mich auf weitere Gedanke gebracht. :-)

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  5. Hallo Michael,
    danke für den mega guten Artikel. Habe heute mein erstes Wandregal auf Gährung geschnitten und geleimt. Alles dank deinem Artikel!
    Lg Mike

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  6. Hallo Michael,
    vielen Dank für die Informationen zum Spannen von Gehrungen. Damit fühle ich mich gerüstet, meine ersten Gehrungsversuche zu starten.
    Da ich mir gerade die Zwingen und das Klebeband dafür anschaffe, ist mir aufgefallen, dass du eine pfiffige Lösung zum Schneiden des Klebebandes direkt an der Rolle gefunden hast. Kannst du mir mitteilen was das für eine Klinge ist und wo ich die finden kann?

    LG Michael

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    1. Moin Michael,

      das sind Tadpole Tape Cutters.
      Hatte ich mal bei Rockler bestellt.
      Die sind wirklich praktisch.
      Grüße
      Michael

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